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Edward VIII. durfte keine Rede an das Volk halten

Von Beth Gardiner

Politik

London - Der britische König Edward VIII., dessen Abdankung Ende 1936 eine Staatskrise auslöste, wollte diesen Schritt ursprünglich mit Hilfe des Volkes verhindern. Wie aus am Donnerstag in London freigegebenen Geheimdokumenten hervorgeht, wollte er in einer Rundfunkansprache um Verständnis für seine Liebe zu der zweimal geschiedenen US-Amerikanerin Wallis Warfield Simpson werben - in der Hoffnung, sie doch noch heiraten und die Krone behalten zu können. Die Rede wurde jedoch vom damaligen Premierminister Stanley Baldwin verhindert.


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Nach den neu veröffentlichten Unterlagen des Staatsarchivs plante Edward VIII., der den Thron Anfang 1936 nach dem Tod seines Vaters George V. bestiegen hatte, aber noch nicht gekrönt war, die Ansprache im Rundfunksender BBC für den 4. Dezember 1936. "Ich könnte diese schwere Bürde, die als König ständig auf mir lastet, nicht länger ertragen, wenn ich dafür nicht Unterstützung finden könnte in einem glücklichen Eheleben", lautete der Redetext. "Ich bin deshalb fest entschlossen, die Frau zu heiraten, die ich liebe." Edward wollte hinzufügen, dass er für Simpson keinesfalls den offiziellen Titel einer Königin beanspruche. Ihr sollte jedoch ein Ehrentitel gewährt werden.

Der Redetext enthält ferner den Vorschlag Edwards, für eine Weile das Land zu verlassen, um den Briten Zeit zu geben, über sein Anliegen nachzudenken. "Nichts aber liegt mir mehr am Herzen, als zu meinem Volk zurückzukehren", schließt das Dokument, das dem konservativen Premierminister unterbreitet wurde. Baldwin schrieb zurück, das Kabinett müsse eine solche Rede des Königs billigen. Er selbst sei allerdings strikt dagegen. Edward dankte am 11. Dezember 1936 ab und verließ das Land, um Wallis in Frankreich zu heiraten. Das Verhalten Baldwins deckt sich mit seinen wiederholten Erklärungen, dass ein König als weltliches Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche keine geschiedene Frau heiraten dürfe, da dies der Verfassung widersprechen würde. Nach Angaben der Historikerin Susan Williams lassen sich aus den Protokollen der Kabinettssitzungen jener Zeit aber auch noch andere Erwägungen schließen. Demnach waren einige Minister besorgt, dass der einflussreiche Winston Churchill, der seinerzeit noch gegen die konservative Parteiführung agierte, bevor er sich ihnen anschloss, die Beliebtheit des Königs beim Volk dazu ausnutzen könnte, die Regierung zu stürzen.

Wallis Simpson hatte Affäre mit Autohändler

Aus anderen jetzt veröffentlichten Geheimdienstunterlagen geht hervor, dass Wallis Simpson nebenbei ein Verhältnis mit dem Autohändler Guy Marcus Trundle hatte. Die beiden hätten sich bei offiziellen Anlässen verabredet und auch heimlich getroffen. Das Königshaus und der betroffene damalige Prince of Wales wurden seinerzeit darüber nicht informiert. "Die britische Geschichte hätte einen völlig anderen Verlauf nehmen können, wenn Edward über die Vorgänge gewusst hätte", kommentierte die BBC am Donnerstag.