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Efeu ersetzt keinen Baum

Von Christina Böck

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Wenn man im Oktober zum Beispiel durch Hietzing spaziert, ist es immer ein schöner Anblick: die bunten Blätter, die den alten Villen ein verwunschenes, herbstliches Dekor verleihen. Die nun zum Trendwort bei Stadtpolitikern gewordene Fassadenbegrünung ist in diesen Gegenden Wiens ein alter Hut. Leider ist sie irgendwann nicht mehr modern gewesen - wohl auch, weil die Sorge um Schäden an der Fassade und dem Mauerwerk Bauherren und Eigentümer zaudern ließen.

Nun will die Stadt Wien bei Neubauten zu Fassadenbegrünung verpflichten (mindestens ein Fünftel der Front) und bei Altbauten mit finanzieller Förderung mithelfen. Das soll dem Klimawandel beziehungsweise der Stadterwärmung entgegenwirken. Und das könnte auch effizienter sein als der nun aufgeregt ventilierte Wahlkampfgag der "autofreien Innenstadt".

Grün hilft gegen Hitze - das ist eine Tatsache, die jeder weiß, der schon einmal den Schatten eines Sonnenschirms mit dem eines Baumes verglichen hat. Apropos Baum: Dass gerade am Stadtrand große Einfamilienhausgärten mit alten Bäumen nun meistens dem Bau von Wohnhäusern mit kleinen Grünstreifen weichen, sollte die Stadtregierung vielleicht auch ein bisschen mehr interessieren. Und dass die Nachpflanzung von Bäumen in Wien mitunter recht schleißig gehandhabt wird, hat bis jetzt auch eher wenig interessiert. Wie so oft fehlt der Blick auf ein großes Ganzes: Efeu-Fassaden sind schön, aber letztlich nur eine Behelfsmaßnahme.