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ÖAAB erfreut über ersten Parteichef seit Alois Mock 1989. | Demonstrative Freude beim Bauernbund. | Kritische Worte von Christoph Leitl. | Wien. Beim ÖAAB ist die Freude groß. Erstmals seit dem Rücktritt von Alois Mock als ÖVP-Chef 1989 steht wieder ein Mitglied des schwarzen Arbeitnehmerbundes an der Spitze der Volkspartei. | Personalsuche in der Karwoche | Kopf sichert Gefolgschaft des Klubs zu | Sausgruber - 'SPÖ-Wohlbefinden ist kein Maßstab'
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Dazwischen gab es drei Bauernbündler (Josef Riegler, Wilhelm Molterer und Josef Pröll) und zwei Wirtschaftsbündler (Erhard Busek und Wolfgang Schüssel) als ÖVP-Bundesobmänner.
"Gestern ist ein großer Staatsmann von der politischen Bühne abgetreten. Heute hat die ÖVP einen großen Staatsmann zu ihrem geschäftsführenden Parteiobmann gekürt", erklärte ÖAAB-Generalsekretär Lukas Mandl mit viel Pathos.
Auch im Bauernbund wird demonstrativ Freude an den Tag gelegt. Keine Spur von Ärger darüber, dass man mit Josef Pröll den Parteiobmann verloren hat und dass mit Fritz Kaltenegger auch der ÖVP-Generalsekretär alles andere als fest im Sattel sitzt. Bauernbund-Präsident Fritz Grillitsch erklärte, "wir freuen uns auf die Zusammenarbeit". Er sieht im ÖAAB-Chef "einen fairen Partner für die Interessen der Landwirtschaft", denn schließlich seien die Arbeitnehmer als Konsumenten "die natürlichen Verbündeten der Bauern".
Für Bauernbündler und Nationalratsabgeordneten Jakob Auer ist "nicht entscheidend, aus welcher Teil-organisation" der Parteichef kommt. Man werde Spindelegger "mit allen Mitteln und Möglichkeiten unterstützen". Enttäuschung darüber, dass man den Parteiobmann verloren habe, gebe es nicht, so Auer. Vielmehr ortet er in seinem Bund eine "hervorragende Stimmung".
Angesichts so überschwänglicher Freudensbekundungen und dessen, dass man sonst im Bauernbund bezüglich der aktuellen Stimmung am Donnerstag alles andere als auskunftsfreudig war, bleibt viel Raum für Spekulationen. Tatsächlich dürfte man nicht wirklich glücklich sein über den parteiinternen Bedeutungsverlust. Allerdings geht die Mär von einem Deal zwischen ÖAAB und Bauernbund, wonach die Bauern im Gegenzug für ihre Zustimmung zu Spindelegger einen zweiten Ministerposten neben Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich bekommen sollen. Im Gespräch ist hier der niederösterreichische Landesrat Stephan Pernkopf.
Solche bündischen Spielereien "interessieren außer den Medien niemanden", sagt hingegen Wirtschaftsbund-Mandatar Günther Stummvoll. Da seinen die Länderorganisationen das viel größere Problem.
Der Wirtschaftsbund, mit 100.000 Mitgliedern zwar kleinster, mit 19 Nationalratsmandaten aber im Parlament stärkster ÖVP-Bund, reagierte auf die Wahl Spindeleggers allerdings weit kritischer als die Bauern. Wirtschaftsbund-Präsident Christoph Leitl monierte, er hätte sich vor der Kür des neuen Parteichefs eine inhaltliche Diskussion gewünscht. Dies werde man nun wohl in den kommenden Wochen nachholen. Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner forderte eine inhaltliche Neuausrichtung der ÖVP.
Zumindest die personelle Neuausrichtung der ÖVP will Spindelegger bis zur nächsten Nationalratssitzung am 28. April abgeschlossen haben. Zwar hat er sich vom Parteivorstand das Pouvoir geben lassen, über Personalfragen eigenständig zu entscheiden, trotzdem muss er auf die Befindlichkeiten nicht nur der Bünde, sondern auch der einzelnen Landesorganisationen Rücksicht nehmen.
Drei wichtige Bünde
Von den sechs ÖVP-Bünden sind Wirtschafts-, Arbeitnehmer- und Bauernbund die drei entscheidenden. Daneben gibt es noch den Senioren- sowie den Frauenbund und die Junge Volkspartei.
Deren Mitglieder sitzen allerdings meist nicht als Vertreter ihres eigenen Bundes im Nationalrat, sondern für Wirtschafts-, Arbeitnehmer oder Bauernbund.