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Franz Schausberger, Waltraud Klasnic - und bald auch Herwig van Staa? Noch trennt ein bedeutungsschwerer Gedankenstrich den Tiroler Landeshauptmann von seinen beiden glücklosen Amtskollegen in Salzburg und Steiermark, die beide scheinbar eherne ÖVP-Bastionen verloren haben. Ganz unmöglich scheint dieses Szenario allerdings nicht mehr zu sein. Zu lange schon zieht ein hartnäckiges politisches Tief van Staa nach unten. Und mit ihm die Tiroler VP.
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Unter Druck gesetzt zerfällt die Partei nun in ihre Einzelteile. Van Staa, der Parteirebell, der es zum Parteichef und Landeshauptmann gebracht hat, steht hilflos daneben. Die Auseinandersetzung wird dabei ohne Rücksicht auf Verluste ausgefochten, etwa wenn ein zurückgereihter Tiroler Bundesrat ausgerechnet anlässlich der Übernahme des Vorsitzes in der Länderkammer den anwesenden Landeshauptmann offen attackiert. Wie so oft in der Politik geht es um verletzte Eitelkeiten.
Womit die Rede auf Fritz Dinkhauser kommt. Erst am Mittwoch hat der schwarze Tiroler AK-Chef seine Kandidatur mit einer eigenen Liste bei den Landtagswahlen im Herbst bekräftigt. Auch ihn treibt die Rivalität mit van Staa im Verein mit seinem eigenen Geltungsdrang an. Allenfalls im Hintergrund spielt auch der ewige Machtkampf zwischen Arbeitnehmer- und Bauernflügel eine Rolle.
Ein Antreten Dinkhausers, das trotzdem noch längst nicht fix ist, würde die Karten für die Landtagswahlen völlig neu verteilen. Eine aktuelle Umfrage des Sora-Instituts prognostiziert der ÖVP einen Absturz von 50 auf 37 Prozent, die SPÖ würde auf 19 Prozent absacken (2003: 26 Prozent), während Dinkhauser auf Anhieb mit Platz zwei bei 23 Prozent rechnen könnte.
Nun, Papier ist geduldig, vor allem, wenn es mit Umfragen beschrieben ist. Man muss dabei nur an die Geschichte Gerhard Hirschmanns denken: Der steirische Politrebell verglühte nach steilem Aufstieg schließlich in der Hitze des Wahlkampfs. Allerdings nahm er seine ehemalige Partei mit in den Abgrund.
Van Staa und Dinkhauser liegen im APA/OGM-Vertrauensindex mittlerweile Kopf an Kopf - bei insgesamt bescheidenen Werten auf den Plätzen drei und vier. Ein Debakel für einen amtierenden 50-Prozent-Landeshauptmann. Auf Platz eins liegt die Tiroler Gesundheitslandesrätin und Molterer-Vize Elisabeth Zanon, dahinter folgt SPÖ-Chef Hannes Gschwentner. Innenminister Platter, im Nebenjob auch Tirols ÖAAB-Chef mit offener Sehnsucht auf den Posten des Landeshauptmanns, kommt nur auf Platz 5.
Gut möglich, dass angesichts dieser Zahlen der Tag der Elisabeth Zanon schneller kommt, als manchen in der Volkspartei lieb ist. Es wäre nicht das erste Mal, dass wenn sich zwei oder drei streiten, eine vierte Grund zur Freude hat. Davor steht der Tiroler ÖVP allerdings wohl ein schmerzhafte Watschen bevor.