Dass im ehemaligen Kriegsgebiet der zerfallenen Volksrepublik Jugoslawien teilweise noch Minen liegen, scheint etwas in Vergessenheit geraten zu sein. Dabei gibt es sowohl in Bosnien-Herzegowina als auch in Kroatien jeweils noch über 1 Million Landminen, erklärt Sylvia Trsek von der UNICEF gegenüber der "Wiener Zeitung". Vor allem Kinder sind gefährdet.
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"Bosnien-Herzegowina ist nach dem Kosovo das am stärksten verminte Land in Europa", informiert Trsek. Es gebe zwar nicht mehr sehr viele Verletzungen durch Minen, doch wenn, dann treffe es meist Kinder. Im Jahr 1996 wurden 148 Kinder verletzt, im Jahr 2000 waren es 24. Daher klärt die UNICEF u.a. in Bosnien-Herzegowina in den Schulen über die Gefahren von Minen auf.
Jahr um Jahr werden die verminten Gebiete im ehemaligen Jugoslawien mit internationaler Unterstützung von Minen gesäubert. Dennoch passieren immer wieder Unfälle. Laut Landminenreport 2003 starben im Jahr 2002 in Bosnien-Herzegowina 26 Zivilisten durch Minen und UXO, sogenannte "Blindgänger" (UXO heisst Unexploded Ordnance). 46 Personen wurden verletzt. Kroatien registrierte 29 Unfälle und will bis zum Jahr 2009 minen-frei sein. Aus Serbien wurde 2002 über fünf Personen berichtet, die durch Landminen verletzt wurden - darunter zwei Kinder. Ein Mann trat beim Schwammerlsuchen auf eine Mine. Die frühere jugoslawische Republik Mazedonien (FYRM) wurde gänzlich nach Minen durchsucht und gesäubert.
Vor sieben Jahren wurde die sogenannte Ottawa-Konvention unterzeichnet, der inzwischen über 140 Staaten (auch die Länder Ex-Jugoslawiens) beigetreten sind. Dieser Vertrag verbietet die Verwendung, Produktion sowie den Handel mit Antipersonenminen. Außerdem schreibt er die Vernichtung aller Minenbestände innerhalb von vier Jahren sowie die Räumung aller im Boden befindlichen Minen vor.
"Minen sind ein humanitärensund ein entwicklungspolitisches Problem", sagte kürzlich der österreichische UNO-Botschafter Wolfgang Petritsch nach einem Besuch in den USA, die die Anti-Landminen-Konvention bisher nicht unterzeichnet haben. Neben den direkten Opfern, die durch Minenexplosionen verletzt werden, gebe es auch die indirekte Auswirkungen, denn minenverseuchte Gebiete behindern auch die wirtschaftliche Entwicklung.