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Ehrenbürger im Erdbeerland

Von Christina Böck

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Dieser Herbst hat es ganz schön in sich. Schlag auf Schlag geht es. Kaum haben sich Zartbesaitete erholt vom traurigen Bardendisput Ambros/Fendrich, kaum haben sich die Wogen geglättet nach der öffentlich ausgetragenen Schlacht zwischen vorlautem Rapper, ängstlichem Zirkusdirektor und auch vorlautem Boulevard-Briefschreiber, da lugt schon die nächste schicksalhafte Begebenheit um die Ecke.

Die Meldung erreicht uns aus dem Burgenland. Ein Sohn des lustigen Bundeslandes sorgt hier für Aufregung: Wolfgang Murnberger hat seine Goldene Erdbeere zurückgegeben. Ungleich einer anderen Frucht, der Goldenen Himbeere, einer amerikanischen Auszeichnung für den schlechtesten Film des Jahres, ist die Goldene Erdbeere offenbar schon ein Preis, den man gern besitzt. Wenn man aus Wiesen stammt. Man ist dann sozusagen Ehrenbürger im Erdbeerland.

Der Filmregisseur Murnberger hat sie jetzt aber aus Protest zurückgegeben, weil er in einer Gemeindezeitung als "Nestbeschmutzer" bezeichnet wurde. Nun fragt man sich schon, was ein Mann verbrochen haben könnte, der das Erdbeerparadies beschmutzt hat? Hat er eine Lastwagenladung Nacktschnecken auf ein Erdbeerfeld geleert? Hat er Unaussprechliches mit Mieze Schindler gemacht? Hat er gar Pfirsichbowle bei einer seiner Filmpremieren ausgeschenkt?

Nichts dergleichen. Murnberger hat sich nur in eine Diskussion über den Standort der neuen Feuerwehr des Ortes eingemischt. Wie man das als engagierter Bürger eigentlich machen sollte. Aber wer weiß, als Ehrenbürger ja vielleicht nicht. . .