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Große Dunkelziffer in Deutschland. | Die Imame-Konferenz, die vergangene Woche in Wien tagte, hat ein klares Bekenntnis abgelegt: Ehrenmorde sind zu verurteilen - dennoch gibt es sie. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGÖ) geht sogar einen Schritt weiter: Ehrenmorde hätten nichts mit der Religion zu tun, sondern zählten zur traditionsbedingten Gewalt. Islam-kritische Stimmen verweisen zwar auf den Koran als Quelle der Unterdrückung der Frau. Islam-Vertreter lehnen diesen Zusammenhang aber ab.
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Die Imame-Konferenz, die vergangene Woche in Wien tagte, hat ein klares Bekenntnis abgelegt: Ehrenmorde sind zu verurteilen - dennoch gibt es sie. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGÖ) geht sogar einen Schritt weiter: Ehrenmorde hätten nichts mit der Religion zu tun, sondern zählten zur traditionsbedingten Gewalt. Islam-kritische Stimmen verweisen zwar auf den Koran als Quelle der Unterdrückung der Frau. Islam-Vertreter lehnen diesen Zusammenhang aber ab.
Dennoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass sich im Fall der Ehrenmorde Tradition und Religion nicht zu trennen sind. Sie passieren mitten in Europa in muslimischen Familien, die zwar oft schon seit Jahrzehnten hier leben, aber nach eigenen Regeln. Teils aus eigenem Wunsch, teils aufgrund fehlender Integration in den Heimatländern.
Die Zahl der Ehrenmorde steigt in Deutschland. Sieben Fälle gab es im Jahr 2005, davon allein fünf in Berlin. Die Dunkelziffer wird auf 20 im Jahr geschätzt. Im jüngsten Fall wurde ein junger Türke zu neun Jahren Haft verurteilt, weil er seine Schwester ermordete. Die Schuld, die sie auf sich lud: Sie hatte ihren Mann verlassen. Die beiden älteren Brüder wurden freigesprochen - obwohl es unwahrscheinlich ist, dass der zur Tatzeit 18-Jährige den Mord ohne Absprache mit der Familie, die seit 35 Jahren in Deutschland lebt, vollzogen hat. Der Vater spricht übrigens kein Wort Deutsch.