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Ehrgeiziger Diener vieler Herrn

Von Walter Hämmerle

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Die meisten Parteien sind voll des Lobs für den neuen Generalstabschef des Bundesheeres. Tatsächlich eilt Othmar Commenda ein exzellenter Ruf voraus. Ob er bleibt, steht in den Sternen.


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"Ein hervorragender Generalstabsoffizier - durchsetzungsstark, eloquent und intellektuell auf der Höhe": Othmar Commenda, seit Montag Österreichs ranghöchster Militär, wird mit Lob von politischen Kennern des Bundesheeres geradezu überschüttet. Und das quer durch die Parteien.

Ins Auge springen vor allem die Unterschiede zwischen dem Neuen und seinem Vorgänger: War der umgängliche Edmund Entacher ein Offizier alter Schule, der sich in erster Linie seiner Truppe verpflichtet fühlte, so verkörpert Commenda eine neue Offiziersgeneration: zielstrebig, aufstiegsorientiert und politisch nach österreichischen Maßstäben höchst flexibel. Irgendwie hat der neue Generalstabschef es zuwege gebracht, dass sich sowohl SPÖ und ÖVP als auch Freiheitliche in ihm in der einen oder anderen Form wiederfinden.

Der entscheidende Karrieresprung gelang dem 1954 geborenen Welser mit der Beförderung zum Kabinettschef unter Herbert Scheibner im Jahr 2000. Aufgrund dieses Umstands vermuten manche, er stamme wohl ursprünglich irgendwo aus dem liberal-freiheitlichen Lager. Da war der Dämpfer für den ehrgeizigen Aufsteiger, den der Wechsel des Verteidigungsressorts von Blau zurück auf Schwarz ab 2003 bedeutete, nur schlüssig nach herkömmlicher heimischer Polit-Logik.

Aber Commenda erwies sich auch für VP-Verteidigungsminister Platter als unentbehrlich: Ab 2004 war er für die Umsetzung der Bundesheerreform verantwortlich. Deren Scheitern kann man kaum Commenda anlasten, die Politik verweigerte schlicht die notwendigen Budgets. Unter der SPÖ stieg Commenda 2008 schließlich zum stellvertretenden Generalstabschef auf - und nun eben noch eine Stufe höher.

Bei der Truppe selbst dürfte Commenda eher kühl empfangen werden - für die Soldaten war Entacher eine Vaterfigur. Für eine kurze Einarbeitszeit spricht dagegen, dass Commenda als Generalstabsvize schon jetzt viel der täglich zu leistende Arbeit erledigt hat, er den Apparat - und hier insbesondere das Ministerbüro - bestens kennt.

Noch ist der Neue nur interimistisch der Chef. Eine Neuausschreibung des Generalstabschefs muss binnen eines Monats erfolgen - kommt es zu einer Neuorganisation des Heeres, beträgt die Frist drei Monate.

Wenn man sich nach alternativen Namen zu Commenda umhört, stößt man immer wieder auf Karl Schmidseder. Der Brigadier ist seit 2008 Militärkommandant von Wien und gilt damit als Vertrauensmann von Bürgermeister Michael Häupl, der höchstpersönlich die Wehrpflichtdebatte angestoßen hatte. Gegen ihn spricht, dass für den 1964 in Ried im Innkreis geborenen Schmidseder dieser Karrieresprung noch etwas zu früh kommen könnte.

Siehe auch:Heinz Fischer zeigt sich besorgt