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FPÖ-Kandidat Norbert Hofer setzt in seinem Wahlkampf auf eine klare Abgrenzungsstrategie.
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Wien. Eigentlich, und da war sich die Politikexpertenzunft ziemlich sicher, hätte die FPÖ ja Ursula Stenzel aufstellen müssen. Norbert Hofer (45) würde es nicht gelingen, das blaue Potenzial bei der Bundespräsidentenwahl zur Gänze auszuschöpfen. Mit dem "freundlichen Gesicht der FPÖ", so die häufigste Beschreibung des Dritten Nationalratspräsidenten, nehme sich die FPÖ aus dem Rennen um die Stichwahl am 22. Mai. Ein Irrtum.
"Wiener Zeitung": In den USA ist es ja so, dass sich die Kandidaten zu Beginn eines Wahlkampfs an den politischen Rändern positionieren, sich dann aber ins Zentrum bewegen, um hier möglichst viele Stimmen zu gewinnen. Bei Ihnen hat man den Eindruck, Sie machen es umgekehrt: Sie haben als nettes Gesicht der FPÖ begonnen und polarisieren jetzt mit Sagern zu Waffen, Integration, Europa und Familienpolitik. Stimmt dieser Eindruck?Norbert Hofer: Ich hoffe nicht. Wissen Sie, ich hab mir in diesem Wahlkampf vorgenommen, nicht um den heißen Brei herumzureden und immer konkrete Antworten zu geben. Da kann es dann schon passieren, dass nicht immer alle Antworten die breite Masse ansprechen, aber sie sind wenigstens ehrlich. Und das möchte ich auch ehrlich gesagt so weiterhalten.
Gibt es die eine oder andere Aussage, bei der Sie im Nachhinein das Gefühl haben, es wäre besser gewesen, sie bei sich zu behalten, selbst wenn sie stimmen mag?
Eigentlich nicht. Wobei es da diese Frage gab, ob ich für den EU-Beitritt Österreichs stimmen würde, wenn die Volksabstimmung heute stattfinden würde. Unter der Prämisse, dass wir heute nicht dabei wären, habe ich geantwortet, dass ich gegen einen EU-Beitritt stimmen würde. Obwohl ich auch gleich gesagt habe, dass ich heute nicht für einen Austritt votieren würde. Das war ehrlich, aber undeutlich.
Man könnte es auch als geschicktes Signal an die vielen EU-Skeptiker in Österreich werten. Mit einem klaren Bekenntnis zur EU-Mitgliedschaft Österreichs würden Sie diese nicht erreichen.
Die Frage ist so an mich gestellt worden. In der Sache sage ich bei diesem Thema stets das Gleiche: Wenn die Türkei vor dem EU-Beitritt stünde, dann bin ich dafür, eine Volksabstimmung über die EU-Mitgliedschaft Österreichs abzuhalten.
Die Sache mit Ihrer Glock-Pistole war auch so ein Signal: Als verantwortungsvoller Politiker hätten Sie hier auch sagen können, dass in Österreich eigentlich niemand eine Waffe für seinen persönlichen Schutz braucht. Stattdessen haben Sie über Ihre Leidenschaft fürs Schießen gesprochen und auch, dass Sie die Waffe mitunter am Körper tragen.
Auch hier bin ich von Journalisten direkt auf meine Waffe angesprochen worden, und darauf habe ich eine ehrliche Antwort gegeben. Natürlich ist mir bewusst, dass man, wenn man will, das auch in einem schrägen Licht sehen kann. Tatsache ist, dass man mit einer Waffe sehr, sehr verantwortungsbewusst und sorgsam umgehen muss. Dazu gehört auch ein psychologischer Eignungstest.
Was Sie nur nie dazusagen ist, dass in Österreich niemand sicherer lebt, wenn er eine Waffe bei sich trägt.
Wenn Sie gesehen hätten, wie am Dienstag ein offensichtlich völlig Verrückter auf mich losgegangen ist, dann würden Sie das anders sehen. In Österreich wird ausreichend sorgfältig geprüft, dass Waffen nicht in falsche Hände geraten. Aber ganz grundsätzlich bin ich nicht dafür da, irgendwelche Signale auszusenden, ich will die Wahrheit sagen.
Signale auszusenden ist aber schon auch für Sie Teil des Politikerdaseins, oder?
Nein, das sehe ich nicht so. Nach meinem Verständnis sind Politiker dazu da, Maßnahmen in Österreich zu setzen. Ich bin auch skeptisch, wenn immer irgendwer sagt, Politik müsste für ein Sicherheitsgefühl der Menschen sorgen. Wir müssen als Politiker für tatsächliche Sicherheit sorgen und nicht nur ein vages Gefühl vermitteln.
Womöglich nutzen Sie diesen Wahlkampf vor allem, um sich politisch zu positionieren und wollen gar nicht unbedingt gewinnen?
Die Umfragen sagen etwas anderes. Meine Werte gehen seit Wochen beständig nach oben und das zeigt, dass meine Art von Wahlkampf, nämlich weg vom Politsprech, auf breite Zustimmung stößt. Mit klaren Antworten erreiche ich immer mehr Stimmen und meine Chancen, die Wahl zu gewinnen, stehen sehr gut.
Am Dienstag hat "Die Presse" öffentlich gemacht, dass FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache diese Woche nach Israel reiste. Aus diesem Anlass hat das israelische Außenministerium noch einmal betont, dass es seinen Diplomaten untersagt ist, Kontakte zur FPÖ zu haben. Wie würden Sie als Bundespräsident mit dieser Situation umgehen?
Ich kann dazu jetzt nur sagen, dass ich bereits in Israel war und auch offiziell als Dritter Nationalratspräsident in der Knesset empfangen worden bin, auch offizielle Gespräche habe ich dort geführt, unter anderem mit der Vize-Präsidentin des Parlaments. Sollte ich die Wahl gewinnen, ist es mir wichtig, gute Kontakte nach Israel zu pflegen.
Würden Sie den neuen Innenminister Wolfgang Sobotka angeloben? Kritiker argumentieren, dass es dem langjährigen niederösterreichischen ÖVP-Landesrat für Finanzen und Wohnen an Fachkompetenz für das sensible Innenressort mangle.
Ja, ich würde Sobotka angeloben. Jeder Minister soll die Chance haben, sich in seiner Funktion zu beweisen. Ich habe da einen anderen Zugang als mein ÖVP-Konkurrent Andreas Khol, der gesagt hat, für ihn sei Erfahrung und Wissen ausschlaggebend, ob er einen Minister angelobe. Mit diesem Argument hätte Sebastian Kurz nie angelobt werden dürfen, weil er praktisch über keine Erfahrung verfügte. Heute ist klar, dass er sicherlich nicht der schlechteste Außenminister ist, den Österreich je hatte. Man soll also die Minister zuerst einmal arbeiten lassen.
Wie legen Sie die letzten zehn Tage bis zum Wahltag am 24. April an?
Ich will meine Linie fortführen und deutlich machen, wofür ich stehe.
Wer wird die Stichwahl erreichen?
Ich tippe auf ein Duell Hofer gegen Van der Bellen - und dann werde ich alles daransetzen, Bundespräsident zu werden.