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Wien ist nicht Berlin. Na sowieso, sagen die einen: Käsekrainer schlägt Currywurst! Die anderen sagen: Pah, Berlin hat’s noch nicht mal auf die Rote Liste der Unesco geschafft! Aber man soll sich nie so sicher fühlen in seiner Überlegenheit. Das wird einem klar, wenn man sich die Werbekampagne der Berliner Verkehrsbetriebe zu Gemüte führt. Diese Woche wurde der neueste Clip präsentiert, der nicht nur Bildungsbürger zum Jauchzen bringt. Da wurde nämlich eine Arie aus der "Zauberflöte" umgetextet. "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen", heißt es im Original. Es ist vielleicht zu überschießend interpretiert, dass sich die BVG mit dem Video an ihren Querulanten-Gästen rächen wollen. Aber wenn es so ist, hat es selten eine charmantere Vergeltung gegeben. Im Werbespot singen Fahrgäste die schönsten Beschwerden vor: Das Geräusch der Türen macht Tinnitus, es ist schmutzig. Das Muster auf den Sitzen "geht gar nicht" (singt ein Blinder), "Zug stinkt nach Döner scharf", (singt eine Türkengang). Die Klage-Arie ist Teil einer Serie, in der schon in einem sensationellen Video erklärt wurde, wie Verspätungen zustande kommen (ein Eichhörnchen knobelt die Minutenzahl) und warum man Durchsagen nie versteht (nach langwierigen Forschungen ist man zum Schluss gekommen, dass Schwedenbombenverzehr am effektivsten die Verständlichkeit ausbremst). Die Wiener Linien haben hingegen am Donnerstag ihre gecasteten Bands vorgestellt, die ab sofort die U-Station Westbahnhof beschallen. Im Frechheits-Match siegt Berlin da klar. Wobei man sagen muss: Ohne österreichische Beteiligung - von Mozart - gäbe es die tolle Beschwerdenarie auch gar nicht.