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+++ Tumulte begleiteten Besuch Jack Straws auf Zypern. | Zusammenkunft mit Präsident Talat im Nordteil der Insel.
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Nikosia/Straßburg. Mit Protesten war zu rechnen. Doch dass Jack Straws Wagen mit Eiern beworfen werden würde, war nicht vorherzusehen. Heftige Tumulte begleiteten den Besuch des britischen Außenministers auf Zypern. Griechische Zyprioten protestierten gegen das Vorhaben Straws, den - im Süden nicht anerkannten - türkisch-zypriotischen Präsidenten des Nordteils, Mehmet Ali Talat, zu treffen. Die Zusammenkunft gefiel auch dem Präsidenten der Republik Zypern nicht: Tassos Papadopoulos lehnte ein Treffen mit Straw ab.
Denn die Türkische Republik Nordzypern wird lediglich von der Türkei anerkannt. Und jeder offizielle Besuch eines EU-Vertreters kann im Süden als Umgehung des internationalen Embargos gedeutet werden. Zwar ist im Jahr 2004 die gesamte Mittelmeerinsel der Europäischen Union beigetreten. Doch das Regelwerk der EU gilt nur für den Süden.
Diese Situation ist "schlecht für die Insel, schlecht für das östliche Mittelmeer und schlecht für die EU", erklärte Straw. Er bedauerte, dass es in den vergangenen Monaten keine Initiative zur Überwindung des Konflikts gegeben habe. Ein von der UNO ausgearbeiteter Plan zur Wiedervereinigung ist vor knapp zwei Jahren an der Ablehnung griechischer Zyprioten gescheitert.
Daher sollte laut Straw auch der Aktionsplan ernst genommen werden, den die Türkei am Dienstag vorgelegt hatte. Ankara schlägt Handelserleichterungen für türkische Zyprioten sowie die Öffnung türkischer Häfen für griechisch-zypriotische Schiffe vor. Letzteres gilt aber ohnedies als Bedingung, die die Türkei im Laufe ihrer Beitrittsverhandlungen mit der EU erfüllen muss.
Auch das EU-Parlament will die Beziehungen zu Nordzypern intensivieren. Eine in der Vorwoche gegründete achtköpfige Kontaktgruppe von Abgeordneten soll dies versuchen. Es sei eine heikle Aufgabe, räumte Vorsitzende Francoise Grossetete in Straßburg ein. Der Eindruck einer Anerkennung müsse vermieden werden.
Wie eine finanzielle Hilfe für den isolierten und wirtschaftlich weit zurückliegenden Norden aussehen könnte, wollte Grossetete nicht sagen. Zwar hatte die EU Subventionen in Höhe von 259 Millionen Euro bis 2006 zugesagt. Doch der Großteil des Geldes ist bereits verfallen.