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Eierstockkrebs bald gezielt und individuell behandelbar

Von Alexandra Grass

Wissen
Im Labor wird über die Therapie entschieden.
© © © National Cancer Institute - digital version copyright Science Faction/Science Faction/Corbis

Bisher unbekanntes Protein hat entscheidenden Einfluss auf Therapie.


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Wien. Wiener Wissenschafter haben ein neues Gen charakterisiert, das erfolgversprechende Wege bei der Behandlung von Eierstockkrebs erlaubt.

Es handelt sich dabei um das Gen beziehungsweise Protein namens hVps37A, dessen Funktionen bisher nur in der Bierhefe bekannt waren. Dieses spielt allerdings im menschlichen Körper eine wesentliche Rolle beim Wachstum von Krebszellen, erklärt der Onkologe Michael Krainer von der Medizinischen Universität Wien im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Genauer gesagt beim Abbau des sogenannten Membranrezeptors EGF (Epidermaler Wachstumsfaktor). Der EGF-Rezeptor sitzt an der Oberfläche der Krebszelle und kann durch sogenannte Onkogene - jene Gene, die die Zellen zum Wachsen ankurbeln - stimuliert werden. Tumorsuppressorgene hingegen bremsen das Zellwachstum. Dazu zählt auch das beim Menschen bisher unbekannte Protein hVps37A. Ist dieses hingegen reduziert vorhanden, kann der Rezeptor nicht abgebaut werden und kann damit länger Wachstumssignale in die Krebszelle senden. Dies wiederum bedeutet für den betroffenen Patienten eine wesentlich schlechtere Prognose bei der Lebenserwartung.

Der EGF-Rezeptor wird für therapeutische Ansätze genützt und gilt als wichtiger Marker für den Krankheits- und Therapieverlauf zur Behandlung verschiedener Krebsformen, erklärt der Spezialist für Molekulare Genetik. Einerseits wird eines der modernsten Krebsmedikamente, der monoklonale Antikörper Cetuximab angewendet, der sich auf den Rezeptor setzt, um das Wachstum der Zelle zu stoppen. Ein anderes Medikament, nämlich Lapatinib, erlaubt es hingegen, die Signale im Zellinneren auszuschalten.

Resistenz gegen Antikörper

Bei der Auswahl der entsprechenden Therapie kommt nun hVps37A zum Tragen. In der im "Clinical Cancer Research" publizierten Studie zeigten nämlich Zellen, in denen die Synthese dieses besagten Proteins reduziert ist, eine Resistenz gegen Cetuximab. Lapatinib hingegen würde sehr wohl eine positive Wirkung zeigen. Ein entsprechender Test zur breiten Anwendung im klinischen Alltag ist derzeit in Ausarbeitung und muss als Patent eingereicht werden. Die Anwendung einer Therapie kann dadurch präzisiert werden, was einen weiteren Schritt hin zur personalisierten Medizin darstellt.

Mit den Ergebnissen dieses vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützten Projekts ist nun ein bisher unbekanntes Tumorsuppressor-Gen in Zellen des Eierstockkrebses erstmals grundlegend beschrieben worden. Seine Wirkung auf den EGF-Rezeptor kann aber auch für andere Krebsarten - etwa Lungen- oder Darmkrebs - von großer Relevanz sein, wie Michael Krainer betont.