Geld regiert die Welt. Das ist ein uralter Hut. Doch regiert dann auch die Sitzplatzauslastung den Spielplan? Dieser Schluss liegt nahe, wenn man die am Dienstag veröffentlichten Zahlen der aktuellen Staatsopern-Saison mit jenen aus dem Vorjahr vergleicht: Die Sitzplatzauslastung der Opernvorstellungen erreichte ein Hoch von 99,76 Prozent (2010: 98,91 Prozent). Das Ballett hingegen rutschte von 94,35 auf 93,86 Prozent. Das ist zwar suboptimal, doch ein halbes Prozent kann normalerweise die Gemüter nicht wirklich erhitzen.
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Daher verwundert die Programmierung der kommenden Saison umso mehr: Die Anzahl der Tanzpremieren des Wiener Staatsballetts - dazu zählt aufgrund der zusammengelegten Ensembles auch die Volksoper - wurde halbiert: Von acht auf vier, die Vorstellungen von 55 in der aktuellen Saison auf 49 gekürzt - zum Großteil zu Gunsten der Oper. Und trotz Lobgesängen vom Staatsopern-Boss Dominique Meyer für die Arbeit seines Ballett-Chefs Manuel Legris.
Ein enttäuschender Rückschritt nach einer vielversprechenden ersten Ballett-Saison, der hoffentlich das einzige
Déjà-vu an Ioan Holenders Zeiten und seiner Tanz-Ignoranz bleibt. Und hoffentlich kein Trend, der sich in der Wiener Ballettwelt durchzusetzen vermag. Denn auch das Theater an der Wien hat seine Tanz-Gastspiele internationaler Starchoreographen wie John Neumeier stark reduziert: nämlich auf null.