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Mit vier weiteren Bewerbern bemüht sich derzeit die niederösterreichische EVN um Stromverteilunternehmen in Bulgarien. Von sieben bulgarischen Unternehmen stehen jeweils 67% zum Verkauf, die verbleibenden 33% behält der Staat.
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Die zum Verkauf vorgesehenen Unternehmen wurden von der Bulgarischen Privatisierungsagentur in drei Regionen zusammengefasst, wobei die Bieter sich um alle drei Regionen bewerben können, am Ende aber nur eine Region übernehmen dürfen. Nach der Privatisierung wird es also drei neue Investoren auf dem bulgarischen Elektrizitätsmarkt geben. Neben der EVN sind derzeit die tschechische CEZ, die deutsche E.ON, die italienische Enel und die griechische Public Power Corporation (PPC) im Rennen.
Im Einzelnen bestehen die Stromverteil-Regionen aus der Region Südost mit den Stromverteilgesellschaften Plovdiv und Stara Zagora, der Region Nordost mit den Verteilgesellschaften Gorna Orjachowiza und Warna sowie der Region West, in der die für Sofia zuständige Verteilgesellschaft Elektrorazpredelenie Stolitschno, die für Sofia-Umgebung zuständige Elektrorazpredelenie Sofia Oblast und die Elektrorazpredelenie Pleven zusammengefasst sind.
Keine "Kundengarantie" nach der Liberalisierung
Jede der drei Regionen garantiert Zugang zu 1,2 bis 1,8 Millionen Kunden. Die neuen Investoren werden von Bulgarien eine dreißigjährige Lizenz für die Erbringung von Stromverteilleistungen erhalten, was allerdings nicht bedeutet, dass sie ihre Kunden auch in Zukunft automatisch behalten werden. Denn spätestens mit dem für 2007 geplanten Beitritt Bulgariens zur EU soll der bulgarische Strommarkt liberalisiert werden, die Verbraucher werden dann zwischen mehreren Anbietern wählen können.
Insgesamt 300 Millionen Euro Gewinn in Sicht
Unter den drei Stromverteil-Regionen gilt die Region West wegen Sofia als das am meisten begehrte Stück, wobei die Bulgarische Privatisierungsagentur auch hier wie in den beiden anderen Regionen bedacht war, neben einem interessanten Zugpferd auch Unternehmen unterzubringen, die im Alleingang Schwierigkeiten gehabt hätten, einen zahlungskräftigen Käufer zu finden. Der für alle sieben Stromverteilunternehmen erwartete Gewinn liegt bei rund 300 Millionen Euro. Klar scheint, dass der Preis für die bulgarische Privatisierungsagentur das Hauptkriterium bei der Auswahl der zukünftigen Investoren darstellen wird.
Im Vorfeld sind an die Interessenten allerdings Vorgaben gestellt worden, die letztlich zu einem überaus hochkarätigen Bewerberpool geführt haben. So wurde neben einem Eigenkapital von mindestens 700 Mill. Euro auch eine Mindestproduktionsleistung von 7 Mrd. Kilowattstunden jährlich sowie mindestens ein BBB-Rating verlangt. Außerdem sollen potentielle Bewerber bereits mit mindestens 5% auf einem liberalisierten Strommarkt vertreten sein. Letztere Anforderung war der Grund, warum der russische Bieter RAO UES letztlich zum Privatisierungsverfahren nicht zugelassen wurde.
Als strategische Investoren müssen die Bieter mindestens 51% der zum Verkauf stehenden Unternehmen übernehmen, für die verbleibenden 16% kann auch auf einen Finanzinvestor zurückgegriffen werden. Eine Vorentscheidung fällt im August, bis dorthin erwartet die bulgarische Seite die ersten bindenden Angebote.