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Vier schwere Fehler sieht der Politikberater Christian Scheucher derzeit im Verhalten der SPÖ-Führung. Die unterschiedlichen Aussagen zu einer Koalition mit der FPÖ etwa oder das geplante Antreten des Vorsitzenden Alfred Gusenbauer im Team bei der nächsten Nationalratswahl nennt Scheucher gegenüber der "Wiener Zeitung" als "fatale Signale" an die Wähler.
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Bezeichnend ist für Scheucher schon die Körpersprache der SPÖ-Spitze: Während einer Pressekonferenz sitzt Gabi Burgstaller links neben Gusenbauer "zurück gelehnt", Michael Häupl verschränkt rechts neben Gusenbauer seiner Arme vor der Brust. "Eine Körpersprache starker Reserviertheit - das sieht auch der Laie", so Scheucher. Die SPÖ sende mit dieser Bildsprache "fatale Signale" aus.
Ein "Schwerstfehler" sei der Parteitagsbeschluss Ende November gewesen, mit einer rechtspopulistischen FPÖ keine Koalition zu bilden. Schon jetzt gehe jeder seinen eigenen Weg: Burgenlands Hans Niessl verweist auf das "freie Spiel der Kräfte" im Landtag, Steiermarks Franz Voves kann sich eine Koalition mit der FPÖ vorstellen. "Damit schwächen die Länderchefs ihren Vorsitzenden, weil dieser als Träger des Beschlusses gilt", sagt Scheucher. Er sieht darin auch eine "fatale Wirkung auf die Parteistruktur".
Zum leidigen Thema der politischen Kommunikation meint der internationale Politikberater nur: "Das Problem ist das Produkt. Da muss man die Kommunikatoren fast in Schutz nehmen."
Nicht zuletzt übt Scheucher auch Kritik am geplanten Antreten Gusenbauers im Team bei der nächsten Wahl. Für Wahlwerbung gebe es vier Varianten: 1. einen starken Spitzenkandidaten, 2. Werben nach der Stimmung im Land (more of the same oder change), 3. Werbung mit einem starken Thema und 4. Antreten im Team in Ermangelung der anderen drei Optionen. "Das ist die schlechteste Variante", so der Wahlstratege, denn ein Team widerspreche der politischen Kommunikation. Allerdings sieht auch er keine Alternative: "Wer bessere Vorschläge hat, soll sich melden."