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Kosten und Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems versuchte am Mittwochabend eine Podiumsdiskussion der Wirtschaftsbund-Initiative "Freie Berufe" unter einen Hut zu bringen. Der Tenor: An einer Stärkung der Eigenverantwortung führt kein Weg vorbei.
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"Solidarität" sei der mit Abstand am häufigsten benutzte Begriff, wenn im Gesundheitssystem finanziell nichts mehr geht, eröffnete der Mediziner und Gesundheitsökonom Harald F. Zehetgruber die Diskussion. Tatsächlich gebe es jedoch niemanden, der für das, was im Gesundheitssystem passiere, die Gesamtverantwortung übernehme.
Diesen regelmäßigen Appellen zu Beitragserhöhungen will sich Wirtschaftsbund-Generalsekretär Karlheinz Kopf so lange verschließen, wie Experten-Studien von einem Sparpotenzial von 15-20 Prozent im Gesundheitssystem sprechen. Als Wirtschaftspolitiker sei er daher "derzeit nicht bereit", zu Einnahmensteigerungen zu greifen, um den Finanzbedarf zu decken. Erst müssten diese Spar- und Effizienzpotenziale ausgeschöpft werden, so Kopf.
Auch für Martin Gleitsmann, den Präsidenten des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, ist in den Strukturen "noch enorm viel" Sparpotential vorhanden. Er stellte deutlich, dass "wer fortgesetzte Reformen von vornherein verweigert, damit diejenigen trifft, die am meisten auf ein funktionierendes Gesundheitssystem angewiesen sind". Derzeit bestehe ein "System der Beliebigkeit und zu großer Bevormundung", so Gleitsmann. Gefragt seien jedoch mehr Transparenz und Eigenverantwortung. Ab 2004 sollen daher die Patienten für das Jahr 2003 über die Leistungen des Hauptverbandes umfassend informiert werden.
Reformen durchaus aufgeschlossen zeigte sich auch Jörg Pruckner, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer, allerdings sollte die Politik zuerst die "Therapieziele" für das Gesundheitssystem definieren und dann erst handeln. Die Dynamik der demographischen Entwicklung - immer mehr ältere Menschen - lasse jedoch keinen Zweifel zu, "dass mehr Geld" notwendig sein werde.
Dass sich die Sorge um ein gesundes Gesundheitssystem nicht delegieren lässt, zeigten dann zahlreiche Wortmeldungen aus dem Publikum. Vorsorge sei eine Sache jedes Einzelnen und unsere Gesellschaft müsse - vor allem in Städten - Eigenverantwortung erst wieder mühsam lernen. Dies aber gehe nicht von heute auf morgen, sondern brauche Zeit.