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Eigenzunftschelte

Von Andreas Rauschal

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TV-Kritik mit den Mitteln des in punkto Selbstreflexion traditionell überlebensmüden Fernsehens gilt gemeinhin als Mangelware - als Lichtblick wird aktuell Philipp Walulis gehandelt, dessen medienkritisches Format "Walulis sieht fern" vom deutschen Kleinsender Tele 5 aus heuer den Grimme-Preis für sich entscheiden konnte. Damit war der zunächst als Randnotiz ausgestrahlten Sendung plötzlich auch das Interesse der alten Mutter ARD gewiss, die den 1980 im oberbayerischen Starnberg geborenen Moderator für ihren jungen Ableger EinsPlus engagierte. Seit Mittwoch ist die Sendung dort und auch gleich zur Primetime zu sehen.

"Walulis sieht fern" mag gewisse Unterschiede im deutsch-österreichischen Humorverständnis untermauern, in der Mischung aus analytischem Blick, Beurteilung und Satire allerdings wurde ein solides Instrumentarium gefunden, um das Prädikat "wertvoll" in die TV-Unterhaltung zurückzuholen. Unter besonderer Berücksichtigung der an Morbus Dokusoap erkrankten Fernsehlandschaft wurde entlang der Bruchlinie Fake/Real etwa Nachhilfe in Sachen "Scripted Reality" geleistet. Die Parodien wiederum holten Formate wie "Bauer sucht Frau" oder auch den "Tatort" mit den sie selbst thematisierenden Drehbüchern hübsch auf die Meta-Ebene. Nach der Ausstrahlung ist "Walulis sieht fern" übrigens auch auf dem Youtube-Kanal von EinsPlus zu sehen. Der Vorteil: Die Satire kommt dann aus dem Netz. Kritik 2.0 statt reiner Eigenzunftschelte.