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Verkürzte Frist für Umstellung von Hofer-Marke auf Bio ärgert Milchbauern. | Wien. Schon ab 1. Juli 2009 sollen Milchprodukte der von Bio-Pionier Werner Lampert erfundenen Marke "Zurück zum Ursprung" (ZzU) mit dem Biosiegel in den Regalen des Diskonters Hofer stehen. Was viele traditionelle Biobauern ärgert: Denn üblicherweise ist vor der Umstellung von konventioneller Landwirtschaft auf Bio-Betrieb eine zweijährige Umstellungsphase vonnöten. In dieser muss der Bauer bereits ökologisch wirtschaften, kann aber keine höheren Erlöse daraus erzielen.
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Keine "Lex Lampert"
Bei "ZzU" geht die Umstellung binnen eines halben Jahres: Grund ist ein Erlass des Gesundheitsministeriums vom 18. Dezember 2008. Dadurch können ab Jänner 2009 jene Zeiträume angerechnet werden, in denen bereits in der Vergangenheit nach strengeren Richtlinien bewirtschaftet wurde - wenn auch nicht unter Kontrolle einer Bio-Prüforganisation. Für die meisten "ZzU"-Milchbetriebe trifft das zu.
Ein Kniefall vor dem mächtigen Diskonter Hofer, damit Bio-Guru Lampert seine Produkte so früh wie möglich umstellen kann? Die Stellungnahme aus dem Ministerium war bei Redaktionsschluss noch ausständig. Der Verband Bio Austria sieht in dem Erlass keine "Lex Lampert": Die beschleunigte Umstellung werde durch geänderte EU-Bestimmungen ermöglicht - die Hofer-Marke habe die "Gunst der Stunde" genützt.
Wenig Zeit für Umstieg
Noch ein Weiteres sorgt jedoch bei den Landwirten für Missmut: Die "ZzU"-Bauern seien von Lampert unter Druck gesetzt worden, sich Ende 2008 binnen weniger Tage für die Bioproduktion zu entscheiden. Dabei werbe doch gerade diese Marke mit der besonderen Fairness gegenüber den Bauern, denen für ihre (künftig biologische) Heumilch ein Preisaufschlag gezahlt wird.
In Murau hätten dennoch nur 40 Prozent zugestimmt, behauptet ein Biobauer aus der Region. Bei Lamperts Firma wird das nicht bestätigt; die Auswertungen seien noch nicht abgeschlossen.
Heikel könnte es ab Juli für Bauern werden, die sich quer legen. "Für die wird es ein böses Erwachen geben, wenn sie nur die marktüblichen, niedrigen Preise für konventionelle Rohmilch erhalten", vermutet der steirische Bauer: "Ich fürchte, viele Kleinbetriebe, die schon jetzt unter Druck sind, werden aufhören."
Die Tür sei weiter für alle Bauern offen, die auf Bio umstellen wollen, erklärt Lamperts Sprecherin Brigitte Hanzmann. Druck habe man nicht ausgeübt: Die Zeit habe aufgrund der Fristen gedrängt.