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Ein abgekartetes Spiel

Von Hermann Schlösser

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Im Finale von Mozarts "Don Giovanni" gibt es einen schönen musikalischen Witz: Beim letzten Abendessen des großen Verführers wird eine berühmte Melodie aus "Figaros Hochzeit" als Tafelmusik gespielt. Dieses Auftreten einer Arie sozusagen in der falschen Oper erheitert das Publikum - vorausgesetzt, es erkennt die Melodie.

Solche Anspielungen, Zitate oder Wiederaufnahmen bekannter Motive gibt es in der klassischen Musik ebenso häufig wie in der Literatur. Im Fernsehen hingegen treten solche Effekte seltener auf. Manchmal aber eben doch: So erschien in der letzten aller "Derrick"-Folgen für einen Augenblick der Kommissar Kress, der normalerweise seinen Platz in der Serie "Der Alte" hat, wie man weiß.

Auch am vergangenen Donnerstag konnte man ein Arrangement derselben Art bewundern: Günther Jauch trat in der Harald Schmidt Show auf. Und damit nicht genug: Er brachte auch sein Sendeformat mit und lud Schmidt in dessen eigener Show zum Millionenquiz. Das ganze wich zwar ein bisschen von den geläufigen Regeln ab. Der Quizmaster übergab z. B. dem Kandidaten nach der richtigen Antwort das Preisgeld in kleinen Scheinen. Auch fiel auf, dass Schmidts Antworten etwas einstudiert prompt gegeben wurden. Die Million gewann er allerdings nicht, er scheiterte an der letzten Frage. Auch das war ganz sicher vorher ausgemacht, denn das ganze war ein offenkundig abgekartetes Spiel - und folgte auch darin einem ästhetischen Verfahren, das man sonst z. B. von Mozart kennt.