)
"Was bleibt, ist die Erinnerung an Herrn Elsnerin Schlapfen." | Bankenaufsicht zur Nationalbank. | Wien. Seit Freitag ist der heftig umstrittene Untersuchungsausschuss in Sachen Banken Geschichte - nach einem Marathon von acht Monaten. Walter Rothensteiner, RZB-General und oberster Banken-Standesvertreter in der Wirtschaftskammer, atmet erleichtert auf - und spricht von einem "historischen Tag".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Dass "kein klares Schlussergebnis vorliegt, nur weil ein paar Zeugen nicht erschienen sind", gibt dem Wiener Top-Banker Anlass zum Ätzen: "Was vom Ausschuss bleibt, ist vielleicht die optische Erinnerung an Helmut Elsner (Ex-Bawag-Chef, Anm.) in Birkenstockschlapfen." Und ein Imageschaden für die heimischen Banken, wie Rothensteiner ergänzend anmerkt.
Ein anderes Reiz-Thema, das in der Kreditwirtschaft seit Monaten für Emotionen sorgt, ist die im Herbst auf politischer Seite anstehende Reform der Finanzmarktaufsicht (FMA). Auch hier kommen von Rothensteiner einmal mehr deutliche Worte: "Die Bankenaufsicht gehört auf alle Fälle in die Nationalbank." Keinen Sinn würde es aus seiner Sicht machen, auch die beiden anderen Agenden der FMA (Versicherungs- und Wertpapieraufsicht) in die Zentralbank einzubringen.
"Man sollte Bestehendes optimieren und nicht nach jeder Wahl eine neue FMA gründen", betonte der Raiffeisen-Banker gestern, Freitag, vor der Presse. Was er im Zusammenhang mit der FMA ebenfalls kritisch erwähnt: die "hohe" Fluktuation qualifizierten Personals, die auch vom Rechnungshof in dessen jüngsten Bericht bemängelt wurde. "Schlüsselpositionen sind nicht gut bezahlt", so Rothensteiner. FMA-Mitarbeiter, die über das Bankgeschäft sehr gut Bescheid wüssten, würden immer wieder abgeworben. Vor allem für die Führungskräfte der Finanzmarktaufsicht sollte man daher mehr Geld springen lassen, meint Rothensteiner.
Möglich wäre das, indem die Staatskommissäre in den Banken, die jährlich ein bis zwei Millionen Euro kosten, weitgehend abgeschafft werden. Mit den frei werdenden Mittel könnte man die Beschäftigten der FMA besser bezahlen. Bei den zehn bis 15 Systembanken, die es in Österreich gibt, hätte Rothensteiner noch ein gewisses Verständnis, "wenn sie weiterhin Staatskommissäre haben". Bei den kleinen Banken hingegen seien die staatlichen Aufpasser nicht notwendig, weil dort Probleme von den Verbundorganisationen (Raiffeisen, Volksbanken und Erste Bank) selber gelöst werden können. "Wenn der Staat nicht für uns haftet, brauchen wir auch keine Staatskommissäre", lautet Rothensteiners grundsätzliche Botschaft an die Adresse der Politik.
Bundeszahlungsverkehr
"Ein halbes Jahr" noch am Rechnen ist Rothensteiner, ob der Zahlungsverkehr der Republik, der derzeit in der Bawag angesiedelt ist, für den Raiffeisen-Sektor wirtschaftlich darstellbar wäre: "Kommen wir zum Schluss, dass da vielleicht schon die Bawag nichts verdient, werden wir sicher keine Ausschreibung vom Zaun brechen."
Mit den Zähnen knirscht der RZB-Chef wegen Basel II, den neuen Eigenkapitalvorschriften für Bankinstitute. Rund 100 Mio. Euro habe Raiffeisen hier investieren müssen. Laut Rothensteiner machen die laufenden Betriebskosten aus dem Titel Basel II jährlich 15 Millionen Euro aus.