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Ein anderes Selbstverständnis

Von Simon Rosner

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Im deutschen Fußball ist Bemerkenswertes passiert. Denn in der ersten Pokalrunde sind diesmal gleich sechs Erstligateams gegen Klubs aus der dritten Liga abwärts ausgeschieden, dazu ist noch Bundesliga-Absteiger Hertha BSC am Viertligisten mit dem schönen Namen Wormatia Worms gescheitert.

Dass derart viele Klubs der höchsten Liga schon zum Auftakt des Cups hängen bleiben, hat es seit Dekaden nicht mehr gegeben. Doch weit interessanter sind die Reaktionen auf diese Ansammlung der Sensationen: Es gibt nämlich so gut wie gar keine, die die Qualität der Bundesliga allgemein in Zweifel ziehen. Und das sagt viel über das deutsche Selbstverständnis im Fußball im Vergleich zum österreichischen aus. Wenn Hoffenheim mit 0:4 gegen den Regionalligisten Berliner AK untergeht, wird das nicht als Versagen der Bundesliga generell interpretiert, es ist ein Ereignis für sich. Hierzulande werden dagegen ständig diverse Ergebnisse herangezogen, um Qualität und Stellenwert des österreichischen Fußballs zu bemessen. Wobei in der Regel alle Resultate als Versagen des heimischen Kicks gedeutet werden. Fallen in der Liga - wie im Vorjahr - sehr wenige Tore, hat sie sich nach unter nivelliert, fallen - wie derzeit - sehr viele Tore, wird genauso der Qualitätsverlust beklagt. Gewinnt das Nationalteam gegen die Türkei, wird sofort relativiert, dass die frühen Treffer quasi Eigentore der Türken waren, und wenn ein paar Legionäre einmal auf der Bank sitzen, wird das auch als stilles Urteil über den des österreichischen Fußballs verstanden.

Die deutschen Fußballer werden lange nicht so schnell infrage gestellt. Natürlich ist Reflexion wichtig, aber zuviel davon schädigt das Selbstvertrauen. Die vielen Blamagen der Bundesligisten im DFB-Cup, waren Zufall. Nicht mehr.