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So ist es oft, wenn wirklich große Ereignisse vorbei sind. Die einen empfinden eine große Leere, die anderen sind froh, weil sie das alles nicht mehr ertragen müssen. Die Rede ist hier (zum vermutlich wirklich letzten Mal) vom Song Contest. In der Stadthalle werden die Kulissen abgebaut, im Rathaus eifrig gegenseitig Schulter geklopft - nur einer stört die Einigkeit: Conchita Wursts Manager Rene Berto grätschte mit einem harschen Statement hinein. Ihn erzürnt, dass der ORF den "Interval Act", also die Show während des Votings, nicht übertragen hat, sondern (so wie viele Sender) die Pause widmungsgemäß nutzte, um Werbung zu senden. Versäumt haben die Zuschauer daher die TV-Premiere der Conchita-Songs "You Are Unstoppable" und "Firestorm". "Damit präsentiert sich der ORF wieder einmal als Mischung aus russischem Staatsfernsehen und deutschen Privatsendern", ätzte Berto. Und: Das Agieren des ORF sei, "wie wenn man bei einem WM-Elfmeterschießen ausblendet". Dazu kann man als Beobachter nur seufzen. Denn nach alldem, was der ORF in den Vorwochen getan hat, um Conchita zu promoten, wirken die Vorwürfe des Managers geradezu grotesk. Conchita hier, Conchita da. Wenn man im ORF sogar eine eigene Hauptabend-Doku bekommt, kann man wohl nur in einem Anfall von Größenwahn von Vernachlässigung sprechen. Einmal ganz abgesehen davon, dass die drei Song-Contest-Shows zu einem großen Teil unter prominenter Mitwirkung des Travestie-Künstlers standen. Conchita Wurst sollte sich fragen, ob ihr Management ihr da wirklich einen Gefallen tut.