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Gianluigi Nuzzi war in Wien. Der italienische Journalist deckt in seinem neuen Buch "Alles muss ans Licht" schonungslos die finanziellen Machenschaften und Privilegien im Vatikan auf, gegen die Papst Franziskus seit zweieinhalb Jahren ankämpft und dabei heftigen Widerstand zu spüren bekommt. Gegen den Vorwurf, illegal erworbene vertrauliche Unterlagen veröffentlicht zu haben, wehrte sich Nuzzi vor Wiener Kollegen mit einer Gegenfrage: "Würden Sie, wenn ein Minister in ihrem Land Reformen einleitet, wo offensichtliche Missstände herrschen, auf eine Recherche verzichten, wenn Ihnen ein hoher Beamter dieses Ministeriums brisante Unterlagen zu dieser Thematik anbietet, und sagen: Ich begnüge mich mit den offiziellen Presseaussendungen?"
Ob er selbst "Angehöriger dieser ehrenwerten Gesellschaft katholische Kirche" sei, wurde Nuzzi in Wien wörtlich gefragt. Der Italiener gab eine treffende Antwort: Ja, er stamme aus einer katholischen Familie, sei getauft und stolz darauf, das habe aber mit seiner Recherche nichts zu tun. Er mache seine Arbeit als Journalist. Dazu ist anzumerken, dass Gianluigi Nuzzi als Aufdecker vertraulicher Informationen genau auf der Linie des Urhebers der "ehrenwerten Gesellschaft Kirche" liegt, wie sich im Neuen Testament nachlesen lässt: "Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern" (Matthäus 10,27). Dort steht auch: "Die Wahrheit wird euch freimachen" (Johannes 8,32). Insofern kann es der Kirche, auch im Sinn einer Selbstreinigung, nur guttun, wenn "alles ans Licht" kommt.