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Ein Ausblick über die ganze Provinz

Von Norbert Mappes-Niediek

Politik

Das Problem Kosovo lässt sich leicht sinnlich erfahrbar machen. Man muss sich einfach nur auf den Merdare-Pass stellen, eine Straßenanhöhe zwischen den Kleinstädten Podujevo im Kosovo und Prokuplje im engeren Serbien, und in die Abendsonne schauen. Wo sie untergeht, riegelt eine hohe, dichte Bergkette das Land ab. Dahinter liegt schon Albanien.


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Seit die Uno-Verwaltung die Straßen renoviert hat, ist man in zwei Stunden dort; ebenso lange dauert es mit dem Auto nach Süden in die Schlucht von Kacanik, hinter der Mazedonien beginnt - vorausgesetzt, man hängt nicht eine Stunde oder mehr im mörderischen Straßenverkehr der Hauptstadt Prishtina.

Vom Merdare-Pass kann man das ganze Kosovo mit einem Blick überschauen. Setzt man sich wieder ins Auto und fährt hinab auf die Hochebene des Amselfelds, fallen einem überall Trauben von Kindern auf, die entlang der gehsteiglosen Landstraße zur Schule gehen, und fast ebenso viel junge Männer in Kaffeehäusern, die "Hannover", "Wien" oder "Tirana" heißen und nach Messing und Marmor glänzen.

Das Kosovo ist zugleich der dichtest besiedelte Teil Südosteuropas. Rund zwei Millionen Menschen leben hier auf knapp 11.000 Quadratkilometern - eine Dichte, die fast doppelt so hoch ist wie jene in Österreich.