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Ein Ausflug in die Sportphilosophie

Von Christoph Rella

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Philosophen sind in diesen Tagen gefragt. Weil sie gewöhnlich nicht auf Statistiken oder Fallzahlen schauen, sondern auf größere Zusammenhänge verweisen. In der aktuellen Corona-Krise ist das sogar ganz klug - auch im Sport, wo sich am Montag der deutsche Sportphilosoph Gunter Gebauer zu Wort gemeldet hat. Wie er im Ö1-Radio erklärte, ist die aktuelle Pandemie für die Fußballklubs sportlich wie wirtschaftlich eine Katastrophe, die dazu führen könnte, "dass es Vereinen, denen es schlecht geht, nach der Krise noch schlechter gehen wird und Vereinen, denen es besser geht, noch besser".

Was jetzt nach der Wortwahl von Globalisierungsgegnern klingt, verdient aber mit Blick auf den Transfermarkt, wo die Werte für Spieler um 20 Prozent und mehr eingebrochen sind - Xherdan Shaqiri etwa rangiert statt bei 25 nur noch bei 16 Millionen Euro -, durchaus Beachtung. Liverpool wird das verkraften, aber wie sieht es bei kleineren Klubs aus? Sie könnten, um zu überleben, bald gezwungen sein, ihre Kicker zu verkaufen, was wiederum die Großen nutzen werden, um zuzuschlagen. Jeder, der schon einmal DKT gespielt hat, weiß um die negativen Kräfte, die von mangelnder Liquidität, fehlender Nachfrage und Werteverlusten ausgehen.

So gesehen ist Gebauers Warnung von der Schere, die hier zwischen Armen und Reichen im Fußball aufgehen könnte, nicht ganz von der Hand zu weisen. Interessant ist nur, dass derselbe Philosoph gleichzeitig vor der Abhaltung von Geisterspielen warnt, weil er diese trotz aller Maßnahmen als Gesundheitsrisiko sieht. Wie man es macht, ist es falsch: Bleiben die Rasen leer, wird der Untergang der Vereine betrauert, lässt man die Klubs aber spielen, gelten sie als böse Virenschleudern. Selbst Philosophen sind also nicht vor Widersprüchen gefeit.