)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Sie singen sich im Stadion die Seele aus dem Leib, skandieren bisweilen antisemitisches und rassitisches Gedankengut, sie verehren Diktator Mussolini und schrecken auch nicht vor Gewalt zurück. So gesehen haben die beiden größten Fangemeinden in Italiens Hauptstadt Rom einiges gemeinsam. Die Rede ist vom harten Kern der AS Roma Ultras und der Irriducibili Lazio, die ihre Heimat in der Süd- beziehungsweise Nordkurve des Stadio Olimpico haben. Dort befinden sie sich auch in bester Gesellschaft, werden doch die Ränge des Ovals darüber hinaus von einem halben Dutzend weiterer rechter Ultra-Bewegungen bevölkert.
Dass sich diese Gruppen - selbst innerhalb der Kurvenfamilie - bisweilen spinnefeind sind, muss nicht dazugesagt werden und ist ob der Fülle an Beleidigungen, Schlägereien und Gewaltakten in Roms Hooligan-Szene reichlich dokumentiert. Was aber nicht bedeutet, dass die beiden Ultras nicht miteinander könnten, wenn es gegen einen gemeinsamen Feind geht - im konkreten Fall gegen den römischen Präfekten Franco Gabrielli, der im Vorfeld des Derbys am Sonntag verfügt hatte, ab sofort die Stadionränge mit Barrikaden zu versehen, um so Ausschreitungen zwischen den Hooligans zu verhindern.
Dass sich nun die Irriducibili wie auch die Roma Ultras in trauter Zweisamkeit gegen das Vorhaben wehren und sogar mit einem gemeinsamen Boykott des Spiels drohen, zeigt recht anschaulich, wie weit es mit der Machtfülle dieser Gruppen her ist. Immer wieder haben die Erzfeinde in der Vergangenheit gemeinsam gegen neue Sicherheitsmaßnahmen (wie Bannerkontrollen, Pyrotechnik- und Megaphonverbot) protestiert, aber gebracht hat die Allianz wenig. Was damals nicht geklappt hat, wird wohl auch dieses Mal nicht anders enden. Italien hat offenbar gelernt, sich nicht mehr von düsteren Typen einschüchtern zu lassen, selbst wenn diese geeint aufmarschieren. Und das gibt Anlass zur Hoffnung.