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Ein Ausweg für Mütter in Not

Von Michael Ellenbogen

Wissen

Es ist kein Phänomen der Gegenwart, dass Mütter ihre Kinder aus den verschiedensten Gründen nicht aufziehen können oder wollen. So genannte Babyklappen sind keine neue Er- | findung, sondern haben vor allem in Klosteranlagen eine teils jahrhundertealte Tradition. Vor mehr als drei Jahren, im Oktober 2000, wurde durch den damaligen Gesundheits- | stadtrat Wiens, Sepp Rieder, eine solche Einrichtung für verzweifelte Mütter geschaffen, das Babynest in Glanzing.


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"In diesen drei Jahren sind immerhin zehn Neugeborene in dem kleinen Haus mit dem Schild "Babynest" über dem Eingang, abgegeben worden. Damit wurde den Kindern wahrscheinlich das Leben gerettet," führt Univ.-Prof. Dr. Andreas Lischka aus. Mütter, die über das "Babynest Glanzing" im Wilhelminenspital bescheid wissen, können zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Kinderambulanz am Flötzersteig bei der Autobushaltestelle der Linie 48 kommen.

"Das Babynest verfügt über eine Schwingtüre, die in der Ziegelmauer, an der Grenze des Spitalsgeländes eingebaut wurde. Die Mutter gelangt durch diese Türe zu einem kleinen Häuschen, einem Minipavillon, wo sie eine Klappe öffnen kann, die es ihr ermöglicht das Baby in ein Wärmebett zu legen, erklärt Andreas Lischka die Funktion des Bauwerks. Sobald eine Mutter ihr Kind durch die geöffnete Klappe in das vorgewärmte Bettchen legt, findet sie ein Merkblatt mit einer Telefonnummer vor, die ihr die Chance gibt zu erfahren, wie es ihrem Kind geht.

Ein Stempelkissen, mit dem ein Hand- sowie ein Fußabdruck des Neugeborenen abgenommen wird, dient einer etwaigen eindeutigen Identifizierung oder als Erinnerung für die Mutter. Sobald das Neugeborene im Wärmebett liegt, wird mittels einer Videokamera ein optischer und gleichzeitig ein akustischer Alarm ausgelöst. Das Pflegepersonal in der Frühgeborenenintensivstation wird informiert, das Baby geholt und sofort fachärztlich untersucht.

Letzter Ausweg

Das Babynest Glanzing am Flötzersteig kann für verzweifelte junge Mütter sicher nur der letzte Ausweg in einer scheinbar ausweglosen Situation sein. Bevor es zu dieser fatalen Situation kommt, bietet die Stadt Wien Einrichtungen an, die bei Schwangerschaft und Geburt Hilfe anbieten.

Der Geburtsvorgang ist sowohl für das Kind als auch für die Mutter mit Risiken verbunden. Daher bieten alle Wiener städtischen Spitäler die Möglichkeit der anonymen Schwangerschaftsbetreuung sowie der anonymen Geburt. Die medizinische Betreuung kann allen plötzlich auftretenden gesundheitlichen Problemen fachgerecht begegnen.

Beratung und Gespräche

Bei jeder Schwangerschaft kann es auch zu physischen Schwierigkeiten sowohl bei der werdenden Mama als auch beim Ungeborenen kommen. Das Angebot einer begleitenden, anonymen Betreuung ermöglicht schwangeren Frauen nicht nur körperliche Schwierigkeiten, sondern auch Spannungen und Ängste zu bewältigen. Damit werden die Voraussetzungen für eine Geburt auf ein Niveau gebracht, welches den jungen Müttern zu Hause oder bei ihrer Familie oftmals nicht zur Verfügung steht. Die Gefahr einer Fehlgeburt kann dadurch verringert werden.

Doch bevor eine junge Frau in eine derartige Situation kommt, wird ihr ein umfassendes und oft auch aufklärendes Gesprächs bei der Beratungsstelle für Familienplanung der Magistratsabteilung 11 angeboten. Eine besondere Einrichtung für Mädchen zwischen dem 13. und dem 19. Lebensjahr ist die "First Love"-Ambulanz, deren Mitarbeiter bei Fragen und Schwierigkeiten vor und nach dem "Ersten Mal" kompetent weiterhelfen.

Die "Liebe ist ein seltsames Spiel" besingt schon ein alter Schlager die schönsten emotionellen und oft auch prägenden Momente im Leben eines Menschen, doch die Folgen können sich ohne entsprechende Hilfestellungen auch zu einem traurigen Kapitel entwickeln.