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Ein Balkan-Marshallplan

Von Dietmar Pöschl

Politik

76 Prozent der Österreicher sind dafür, daß die Europäische Union eine Art Marshallplan für den Balkan beschließt, um die Kriegsfolgen zu beseitigen.


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53% der österreichischen Bevölkerung empfinden den Krieg am Balkan als eine Gefährdung für die Sicherheit Österreichs. Kurzfristig kann der Krieg am Balkan, und damit auch die Gefahr,

sicher militärisch beendet werden, doch langfristig wird das durch diese Gewalt zu keiner Lösung der am Balkan vorhandenen Konflikte führen.

Es muß versucht werden, eine Stabilität, sowohl politischer, als auch wirtschaftlicher Natur, herzustellen. Ein Marshallplan für den Balkan wäre nach Beendigung der militärischen Auseinandersetzungen

der richtige Schritt in Richtung einer langfristigen Stabilität; und damit auch in Richtung Frieden.

Dieses Konzept brachte auch Österreich Wohlstand, Sicherheit und Frieden. Nach der Niederlage Hitlerdeutschlands feierte die Welt den Sieg der Gerechtigkeit. Doch dieser Krieg hinterließ

seine tiefen Spuren in Europa. Der europäische Kontinent lag in Schutt und Asche. Die Menschen standen vor dem Nichts. Elend und Hunger regierten. Dann begann der lange und beschwerliche Weg des

Wideraufbaus. Doch wäre dieser ohne den amerikanischen Marshallplan möglich gewesen? Wäre Europa ohne Marshallplan heute das, was es heute ist; ein wohlhabender Kontinent? Wahrscheinlich nicht.

Es liegt in unserem wohlverstandenen Interesse den Balkanstaaten, die durch den Bürgerkrieg zerstört sind, zu helfen. Mit Hilfe sind aber nicht nur Lebensmittellieferungen, sondern langfristige

Hilfspläne auf allen Gebieten für den Wideraufbau gemeint. Was den Vereinigten Staaten für einen ganzen Kontinent gelang, wird dem wirtschaftlich starken Europa wohl auch für den kleinen

Balkan gelingen.

So glauben 76 Prozent der Österreicher, wie eine Studie der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik in Zusammenarbeit mit der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) zeigt, daß die

EU einen solchen Marshallplan für den Balkan entwerfen und durchführen soll. Am häufigsten sind die deklarierten Anhänger des Liberalen Forums (93%) und die der Grünen (91%) für einen solchen Plan.

Auch die Anhänger der ÖVP (80%) und die der SPÖ (79%) stehen dem sehr positiv gegenüber. Selbst bei den Anhänger der FPÖ gibt es eine Mehrheit von 55%.

Daran ist zu erkennen, daß sich die Österreicherinnen und Österreicher, auch im Bewußtsein, daß die EU, und damit auch Österreich, die fiinanzielle Last des Wideraufbaus tragen wird müssen, der

schweren Zeit des Wideraufbaus in Österreich entsinnen, und bereit sind, so wie Amerika uns half, nun den Menschen am Balkan zu helfen.

Frieden und Sicherheit haben nun einmal ihren Preis. Diesen Preis sollten die Österreicher aber bereit sein zu zahlen, um in einem sicheren Europa leben zu können.