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Ein Ball und das Benehmen

Von Werner Grotte

Analysen

Lugners Auftritte in der Oper werden immer umstrittener. | Man muss sich das einmal vorstellen: Jemand, dem das wiederholt untersagt wurde, schleicht sich über verschlungene Pfade in die Opernball-Eröffnung, um dem Bundespräsidenten die Show zu stehlen.


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Nicht nur ausländische Gäste waren über das unrühmliche Spektakel am 50. Opernball "not amused": Wer ist das, der so etwas wagen darf? Und warum lässt man ihn gewähren?

Ball-Organisatorin Elisabeth Gürtler ist mittlerweile ebenso verärgert wie ratlos: Sie versichert, dass wegen Richard Lugners Vorliebe, fast gleichzeitig mit dem Bundespräsidenten zu erscheinen, die Türbewacher in diesem Zeitraum expliziten Auftrag hätten, diesen nicht hereinzulassen. Dass dieser trotzdem punktgenau nach Wunsch hereinspaziert, ist noch am wenigsten Lugner selbst vorzuwerfen: Er sieht in all seinen Aktionen nur den Werbewert. Für sich.

Doch wie steht es um den Werbewert für den Opernball, für Wien, für Österreich im EU-Rampenlicht?

Da tauchen etwa sicherheitstechnische Bedenken auf: Was nützen hunderte Polizisten samt Sprengstoffhunden in der Oper, wenn Unerwünschte so leicht Einlass finden? Hätte ein Top-Terrorist in Lugner-Maske auch auf der Ehrenstiege auftauchen können, weil er sich am "richtigen" Portier vorbeischwindeln konnte? Hätte der überhaupt eine Verkleidung gebraucht, oder gibt es auch andere "Mittel und Wege"?

Und das leitet über zum Imageproblem, den der Opernball durch solche Auftritte zunehmend bekommt. Operette ja, aber in keiner echten Operette wird mit dem Kaiser, dem Fürsten - in diesem Fall dem Bundespräsidenten - sanktionslos so umgegangen.

"Ballmutter" Gürtler fordert - zu Recht - auch einen gewissen "Benimm-Standard" für Pressefotografen ein. Denn die machen ja Lugner erst zum "Star". Darf man den Bundespräsidenten einfach links liegen lassen, ihm den Weg verstellen?

APA-News-Leiter Werner Müllner sagt "Nein": Seine Fotografen würden schon bei ihrer Aufnahme auf gewisse ethische Grundwerte geprüft. Es gebe wohl einen "Negativ-Kodex", den habe man aber seit 1979 nicht gebraucht. In der Praxis jedoch ist der Kampf vor allem "freier" Fotografen ums beste (?) Bild beinhart.

Ein bereits angedachtes "Opernball-Lokalverbot" für Herrn Lugner wird daran wenig ändern.