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Als Franz Vranitzky, ehemaliger Bundeskanzler, nackt auf einem "Profil"-Cover erschien, musste der damalige Chef des Magazins Hubertus Czernin seinen Hut nehmen. Der Kopf war echt, der Körper falsch. Des Kaisers neue Kleider wurden von den Mächtigen leider nicht gesehen. Die Foto-Montage ging den Eigentümern zu weit.
Bildbearbeitungen sind bestenfalls lustig und eine ironische Spielerei, schlimmstenfalls können sie wehtun oder Wahrheiten verzerren. Im Fall der Foto-Manipulation der "Krone" am Wochenende könnte man meinen, wenn es um Krieg geht, da hört sich der Spaß auf. Nicht so bei Österreichs größter Tageszeitung. Ein fliehendes Paar mit einem Baby sieht doch vor einer zerbombten Häuserzeile gleich viel besser aus. Es wirkt dramatischer. Der Baum passte da so gar nicht ins Bild. Die "Krone" hat eben ihre eigene Wahrheit. Auch ein Roma-Kind musste vor kurzem am Cover der "Weltwoche" für die angeblich aggressiven Roma in der Schweiz herhalten. Dabei wurde dieses Bild gar nicht in der Schweiz aufgenommen. Wenn Kriegs-Fotos manipuliert werden, um Emotionen zu schüren, dann geht es um Verletzungen nicht nur gegen Persönlichkeitsrechte, auch gegen den Ehrenkodex eines jeden Journalisten: "Fotomontagen und Bildbearbeitungen, die von flüchtigen Lesern als dokumentarische Abbildungen aufgefasst werden, müssen deutlich als Montagen oder Bearbeitungen kenntlich gemacht werden". Die "Krone" will jedoch gar nicht Ehrenkodex und Presserat folgen. Und es wird wohl in diesem Fall auch niemand den Hut nehmen.