Putin reist als erster Kreml-Herr seit Stalin in den Iran. | Wien/Teheran. Es war zweifelsohne ein historisches Ereignis: Mit dem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Teheran betrat erstmals seit 64 Jahren ein russischer Staatschef iranischen Boden.
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Zuletzt war dies im November 1943 während der "Teheraner Konferenz" der Fall, auf der Josef Stalin mit dem damaligen britischen Premierminister Winston Churchill und US-Präsident Franklin D. Roosevelt über das weitere Vorgehen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg beriet.
Dennoch deuteten am Sonntag widersprüchliche Meldungen aus dem Kreml darauf hin, dass die Reise Putins offenbar auf der Kippe stand. Erst Montagmittag sorgte Putin höchstpersönlich für Klarheit. Natürlich werde er in den Iran fahren, beendete der russische Präsident im Anschluss an ein Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel Spekulationen, die Reise werde wegen angeblicher Attentatspläne von Selbstmordkommandos abgesagt.
Der hohe Staatsgast führt den Iran ein gutes Stück aus der internationalen Isolierung heraus. In Teheran hofft man überdies darauf, dass Russland schärfere UN-Sanktionen abwenden wird. Russlands Führung hat den Iran im Atomstreit insofern unterstützt, als sie stets erklärte, es gebe keine objektiven Beweise für die US-These, dass Teheran Nuklearwaffen bauen wolle.
Dennoch gibt es trotz der traditionellen Schützenhilfe Moskaus auch Differenzen mit den Mullahs. So hat sich der Bau des Atomkraftwerks Bushehr, für das Russland Technologie und Brennstäbe liefern soll, mehrfach verzögert. Russland machte die schlechte Zahlungsmoral der Perser geltend. Nun sind die finanziellen Fragen geklärt.
Wie die Fertigstellung des Kraftwerks Bushehr, so ist auch die Reise Putins nach Teheran mehrfach verschoben worden. Konkreter Anlass für den Besuch ist die Konferenz der Anrainer des Kaspischen Meeres am heutigen Dienstag. Diese wollen versuchen, ihren alten Streit um die Ressourcen des riesigen Binnengewässers beizulegen. Neben Russland und dem Iran sind hier noch Aserbaidschan, Kasachstan und Turkmenistan vertreten.
Das Hauptaugenmerk wird jedoch auf der Begegnung zwischen Putin und Irans umstrittenem Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad liegen. Dabei geht es um den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen und den Atomstreit. Einige Analysten in Russland sind überzeugt, dass Putin den Gipfel nutzen könnte, um die Inbetriebnahme von Bushehr 2008 anzukündigen. Andere meinen, der russische Staatschef werde sich an einer konkreten Aussage vorbeimogeln, um weder den Iran noch den Westen zu verprellen.