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Ein Betrüger kommt selten allein

Von Christoph Rella

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Was verdient eigentlich so ein Schiedsrichter? Kommt auf das Land an - und natürlich auf die Verwendung. Denn tatsächlich wäre eine einheitliche Bezahlung aller Unparteiischen - am Ende noch weltweit - nicht denkbar. Was damit auch erklärt, warum ein deutscher Schiedsrichter zuzüglich zum "Festgeld" in der Höhe von rund 20.000 Euro (jährlich) 3600 Euro pro Spiel verdient und ein portugiesischer nur etwas mehr als 1000 Euro. Das ist keine Frage der Fairness, sondern des Marktes.

Anders ist die Sache dagegen bei internationalen Einsätzen. Hier gibt es für alle zusätzlich zu den von Fifa und Uefa garantierten Honoraren (je nach Status bis zu 4800 Euro) 200 Euro Taggeld und eine Reisespesenpauschale in der Höhe von 272 Euro. Angesichts der Verantwortung, die Referees tragen, sind solche Leistungen angemessen. Schließlich verlangt der Job nicht nur viel Talent, Zeit und Fitness, sondern vor allem auch Integrität. Gute und ehrliche Leute gehören auch gut und ehrlich bezahlt. Dass man das zuletzt in den Chefetagen der großen Verbände begriffen und Reformen vorangetrieben hat, gibt Anlass zur Hoffnung. Nicht nur sind die Schiedsrichter heute besser bezahlt, sondern auch durch Verschärfungen bei den Anti-Korruptionsbestimmungen gewarnt.

So gesehen ist auch der jüngst bekannt gewordene Fall eines Schiedsrichters, der von Spielern des russischen Klubs Zenit St. Petersburg für Spielmanipulation je 3000 US-Dollar kassiert haben soll, nicht so heiß gegessen wie gekocht. Weil eben schon länger her (2005). Allerdings sollte man eines nicht vergessen. Korruption ist keine Einbahnstraße. Dass bei Zenit neben dem Referee gleich der ganze Kader mitgemacht haben soll, ist außergewöhnlich. Ein Betrüger kommt selten allein.