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Platz 152: Den belegt Aserbaidschan beim Ranking der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen. Hinter dem Irak oder Afghanistan. Es herrsche laut Reporter ohne Grenzen ein "Klima der Angst und Repression". Schon als Aserbaidschan letztes Jahr als Sieger aus dem Song Contest hervorging und damit feststand, dass der nächste Grand Prix in Baku stattfinden würde, war klar: Das ist anders. Das ist nicht dasselbe, wie wenn man zum Feiern in eine Stadionhalle nach Oslo zieht. Das könnte den Verlust der Unschuld dieses bunten Spektakels bedeuten.
Damals hat ORF-Chef Alexander Wrabetz, der Mitglied im Direktorium der European Broadcasting Union (EBU) ist, die den Song Contest ausrichtet, zur "Wiener Zeitung" gesagt: "Wir können nicht in einem Land ein Song-Contest-Finale ausrichten, in dem einige unserer Kollegen inhaftiert sind." Eine der Bedingungen für die Teilnahme von Aserbaidschan sei gewesen, dass es keine wegen ihrer Berufsausübung inhaftierten Journalisten geben dürfe. Noch im November 2011 sorgte der Mord an Rafiq Tagi für Aufsehen. Er hatte bei einer Zeitung gearbeitet, die dem Präsidenten Ilham Alijew gegenüber kritisch eingestellt ist.
Am Freitag findet also im ORF die Vorentscheidung darüber statt, wer sein Lied in Baku singen wird. Auf die Frage, wie der ORF damit umgehen wird, dass die Gute-Laune-Veranstaltung in einem autoritären Land stattfindet, ließ man ausrichten, es sei von der EBU sichergestellt, dass "freie Berichterstattung gewährleistet" sei. Hoffentlich gilt das nicht nur für den Song Contest als Werbeveranstaltung des Gastgebers. Das wäre nämlich das Ende der Unschuld.
Siehe auch:Artikel "Mund auf, Augen zu - Zwangsräumungen in Aserbaidschan werfen einen Schatten über den Song Contest"Offizielle Homepage des Eurovision Song Contest 2012