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Sie hat Schrammen im Gesicht und greift sich benommen an die Stirn. Es scheint ein intimes Foto von Popstar Ariana Grande direkt nach dem Anschlag nach ihrem Konzert in Manchester zu sein. Auf den Sozialen Medien wurde es betroffen geteilt. Wenn eine Geschichte heute so beginnt, muss man als kritischer Medienkonsument schon alarmiert sein. Das Leben ist nicht Hollywood, in dem ein Trauma gut ausgeleuchtet wird und ein Outfit selbst nach einer Attacke tadellos sitzt. Denn natürlich wurde dieses Foto nicht Montagnacht aufgenommen. Es stammt vom Dreh einer Serie und ist zwei Jahre alt.
Die Verunsicherung, die nach solchen Anschlägen um sich greift, führt immer wieder dazu, dass Informationen auf Twitter oder Facebook völlig ohne gesunde Skepsis weiterverbreitet werden. Gerade in solchen Situationen ist es wichtig, dass es Menschen gibt, deren Beruf die seriöse Vermittlung von gesicherten Informationen ist. Umso bedrückender ist eine Nachricht, die zuletzt nicht besonders laut vernommen wurde. Bei einer Vertrauensumfrage unter Österreichern schnitt - neuerlich - die Zunft der Journalisten nicht gut ab. Einzig Hugo Portisch glaubt man noch. Warum das so ist? Weil der 90-Jährige jene "altmodische" Spezies Journalist verkörpert, die nur verbriefte Nachrichten weitergeben und die Wert darauf legen, einen Sachverhalt so zu erklären, dass ihn nicht nur der versteht, der ihn verstehen will. Oft hört man heute, dass sich der Journalismus den Neuen Medien und ihren Gegebenheiten anpassen muss(te). Dass bei dieser Evolution gewisse Basiswerte nicht verlorengehen dürfen, daran sollte diese Umfrage erinnern. Selten war es dringender.