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Das neue Schulmodell für mehr Autonomie orientiert sich an Südtirol, lässt aber Gesamtschule und Budgetfreiheit aus.
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Wien/Bozen. Eine eigene Bildungs-Delegation war eigens aus Österreich angereist, um sich das Südtiroler Schulsystem anzusehen. Und um sich ein bisschen für die zweite Schulreform in diesem Jahr abzuschauen. Die am Dienstag im Ministerrat beschlossene Bildungsreform ist in vielen Punkten dem Südtiroler Modell ähnlich. In zwei ganz wesentlichen jedoch nicht: In Südtirol gibt es eine Gesamtschule bis zur achten Schulstufe, und die Schulen können weitgehend autonom über ihre Budgets verfügen.
"Es gab sehr wohl einen Austausch mit dem österreichischen Bildungsministerium", sagt Peter Höllrigl, Leiter des deutschen Schulamts in Bozen, zur "Wiener Zeitung". Im neuen Modell ist etwa der Zusammenschluss von bis zu acht Schulen in sogenannte Cluster und in Bildungsregionen vorgesehen. Genau das gibt es in Südtirol schon lange. Dort schließen sich mehrere Schulen zu einer gemeinsamen Einheit zusammen, die einen Direktor für alle Schulen hat. Administrativ und nach außen agieren die Schulverbände quasi als eine Schule, als Einheit.
Freiheiten und Pflichten
Innerhalb der Einheit herrscht weitgehende Autonomie. "Die Schulen haben bei uns weitgehende planerische und organisatorische Freiheit", sagt Höllrigl. Die Freiheit betrifft zum Beispiel die Ausgestaltung des Lehrplans, die Auswahl der Lehrer und Gestaltung des Schulalltags.
"Wir gehen davon aus, dass die einzelnen Schulen am besten wissen, was für ihre Region und Schüler am besten ist. Schulen in der Stadt stehen vor anderen Herausforderungen als Schulen im ländlichen Raum, zum Beispiel", erklärt der Schulamtsleiter. Diese weitgehende Freiheit ist allerdings an eine Reihe von Bedingungen und Aufgaben geknüpft. So müssen die Schuleinheiten dem Schulamt detaillierte Drei-Jahres-Pläne vorlegen, die auch genehmigt werden müssen. Außerdem ist jede Schuleinheit verpflichtet, sich regelmäßig selbst zu evaluieren. Die Kriterien dafür werden von der Landesregierung vorgegeben.
Was es in Südtirol außerdem gibt, sind eine Gesamtschule und weitgehende Autonomie, was das Schulbudget angeht. "Es gibt kein perfektes Bildungssystem", meint Höllrigl. "Wir sehen aber, dass der soziokulturelle Einfluss bei uns nicht in dem Ausmaß relevant ist wie in anderen Ländern." Der relativ freie Budgeteinsatz habe sich bewährt, weil jeder Standort unterschiedliche Bedürfnisse habe. Beides ist in Österreich nicht vorgesehen.