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Ein Blick auf Derrick

Von Hermann Schlösser

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Als ich Mittwochabend zu später Stunde das ZDF anschaltete, begegnete ich wieder einmal einem alten Bekannten: dem Inspektor Derrick. Nun sind meine Erinnerungen an Derrick ein bisschen getrübt durch die eher zwiespältigen Eindrücke aus der Schlussphase dieser legendären Krimiserie. War Horst Tappert in den letzten Jahren nicht doch ein bisschen sehr statisch und statuarisch geworden? Und warum wurde seinem stets loyalen Assistenten Harry niemals eine Beförderung gegönnt? Fragen dieser Art stellten sich immer dringlicher, und deshalb war zumindest ich nicht böse, als "Derrick" seinerzeit aus den Programmen verschwand.

Vorgestern Abend lief eine Folge aus der Blütezeit des berühmten deutschen Fernsehinspektors. Und sie war eigentlich nicht schlecht. Fritz Wepper, der ewige Harry, war noch jung und fesch - als ich ihn so auftreten sah, fand ich es ganz in Ordnung, dass meine Schwester in Schülerzeiten für ihn geschwärmt hat. Und Horst Tappert benahm sich tatsächlich noch wie ein Schauspieler, d. h. er agierte. Verhörte er einen Verdächtigen, war seinem Gesichtsausdruck abzulesen, was von der Aussage des Gegenübers zu halten war.

Präzis platzierte er auch die kurzen, autoritären Inspektorssätze, die allen deutschen TV-Kriminalpolizisten eigen sind: "Sie denken wohl, Sie könnten mich hier ausfragen?" protestiert einer der Verdächtigen, der Apotheker Backhaus. Und was antwortet Derrick, alias Tappert? "Ja, das denke ich." Da kann man nur sagen: Gut gegeben!