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Ein Blick in die freiheitliche Hölle

Von Analyse von Walter Hämmerle

Politik

Drittes Lager vor dem Abgrund. | Vor Wiener Wahlen keine Chance auf Annäherung. | Wien. Die steirischen Landtagswahlen haben dem freiheitlichen Lager einen Blick in die Hölle erlaubt, die es möglicherweise nach den nächsten Nationalratswahlen erwartet. Ihr Name: außerparlamentarische Existenz. Sowohl FPÖ als auch BZÖ scheiterten in der Steiermark am Einzug in den Landtag. Gemeinsam hätten sie die Hürde verhältnismäßig locker genommen.


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Nun ist die Steiermark der erste weiße Fleck für das dritte Lager auf der politischen Landkarte. Und weitere könnten sehr bald folgen: Am kommenden Sonntag wählt das Burgenland. Hier verzichten allerdings die Orangen auf eine Kandidatur, was wiederum die Chancen der verbliebenen Blauen erhöhen dürfte. Und am 23. Oktober folgen die Wiener Landtags- und Gemeinderatswahlen.

Es lag also auf der Hand, dass sich am Tag nach dem steirischen Debakel die ersten freiheitlichen Stimmen meldeten, die einer Wiedervereinigung von FPÖ und BZÖ das Wort redeten. Dass diese Diskussion bereits am Dienstag wieder für beendet erklärt worden ist, zeigt, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. Noch fehlt ein Urteilsspruch der Wähler, den alle Beteiligten als gültiges Zeugnis ihrer politischen Überlebensfähigkeit anerkennen. Und darüber werden erst die Wiener Wahlen zweifelsfrei entscheiden.

Aus heutiger Sicht wird das orange Bündnis Jörg Haiders in Wien chancenlos bleiben - nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil man die ehemals freiheitlichen Leib- und Magenthemen freiwillig an die FPÖ von Heinz-Christian Strache abgetreten hat. Dessen Chancen stehen daher gut, den Wiedereinzug in den Landtag zu schaffen. Daran, dass Strache bei seinem ersten Antreten als Spitzenkandidat einen massiven Absturz verantworten wird müssen, wird sich jedoch nichts ändern. Sein Führungsanspruch innerhalb des freiheitlichen Lagers wäre dennoch konsolidiert - und Haiders Parteischöpfung hätte sich als Fehlkalkulation herausgestellt.

Nach den Wiener Wahlen wird daher die Diskussion über eine Wiederannäherung von FPÖ und BZÖ neu erwachen. Gut möglich, dass dann auch der politische Überlebenswille die Überhand über persönliche Animositäten gewinnt.

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