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Es ist nun einmal, wie es ist. Homeoffice ist nicht Arbeiten in einem exklusiv dafür vorgesehenen Bereich wie einem Büro. Sondern Arbeiten zu Hause bringt bei elektronischer Kommunikation ganz zwangsläufig auch einen Einblick ins Private. Dass dies im Fernsehen ungewöhnlich ist, ist klar. Im britischen TV ist das Zuschalten von Personen aus ihrem Heim nach vielen Wochen des Lockdowns (bei dem auch dank unzureichender Reaktion der Regierung unter Boris Johnson kein Ende in Sicht ist) jedoch längst Normalität. Dass dabei Kinder nicht immer das tun, was sie sollen - nämlich das Live-Gespräch nicht stören -, ist eine sympathische Nebenwirkung. Gleich zweimal wurden am Donnerstag Live-Interviews durch den entzückenden Nachwuchs bereichert. Der eine begehrte (unaufschiebbar) einen Keks - da muss Sky News eben warten.
Bei der BBC wiederum wurde die Wissenschafterin Clare Wenham zu lokalen Ausbrüchen in der Coronavirus-Pandemie befragt, als ihre kleine Tochter das Bild eines Einhorns auf einem Bücherregal hinter ihr platzierte. Es entspann sich ein Dialog zwischen Moderator Christian Fraser und der Tochter darüber, wo das Einhorn denn am besten zur Geltung komme. Das ist sympathisch und zeigt ein bisschen Normalität in Zeiten, in denen vorerst nichts mehr normal ist. Mit Kindern leben heißt, zu akzeptieren, dass sie ihren eigenen Kopf haben, TV-Interview hin oder her. Bleibt nur zu hoffen, dass ein Sommer draußen bald uneingeschränkt möglich ist.