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Haushalte erhalten bis zu 1200 Dollar, um die US-Wirtschaft anzukurbeln. | Nicht jeder gibt Geld in den USA aus. | Washington/Wien. Waffen, Urlaube, Fahrräder - alles freundlicher Weise zur Verfügung gestellt von George W. Bush: Ende Jänner einigten sich der US-Kongress und das Weiße Haus auf ein "Stimulus" genanntes Konjunkturpaket, um der rückläufigen amerikanischen Wirtschaft einen Schubs zu geben.
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152 Milliarden Dollar sollen den Amerikanern helfen, ihrerseits der amerikanischen Wirtschaft zu helfen. Im Zuge der Steuerrückvergütung qualifizierten sich Millionen von Haushalten für eine zusätzliche Geldspritze zwischen 300 und 1200 Dollar. Ende April trudelten bereits die ersten Schecks ein.
Was die Empfänger damit machen, ob sie mit dem Geld tatsächlich die amerikanische Wirtschaft ankurbeln, dokumentiert die Website www.HowISpentMyStimulus.com. Hier kann man (sei es unter echtem Namen oder einem Pseudonym) Fotos von jenen Errungenschaften hinaufladen, die man sich dank des Stimulus-Schecks geleistet hat, und einen kurzen erklärenden Text dazustellen.
Auf der Website findet man einige, die vermutlich ganz im Sinne Bushs handeln und sich Schusswaffen kaufen. "Guns are good" schreibt Suzie Lightning (50) aus Arizona, die zwei Ruger-Pistolen gekauft hat. "Man kann nicht genug Schusswaffen haben, vor allem jetzt, da keiner der Präsidentschaftskandidaten für Waffen ist", fügt sie hinzu.
Ein anderer will mit seinem neuen Sturmgewehr "Amerika vor Liberalen und Zombies schützen". Andere investierten friedfertiger in die US-Wirtschaft: Pools wurden angelegt, Fernseher und Gameboys gekauft, Motorräder, BMX-Räder und Autos angeschafft.
Spende für Demokraten
Viele jedoch nutzen die Gelegenheit, auch ihre Unzufriedenheit mit der derzeitigen amerikanischen Politik zur Sprache zu bringen. Etwa Adam, ein 40-jähriger Vater, der mit dem Geld drei Stunden Sprachtherapie für seinen autistischen Sohn bezahlte, weil seine Versicherung nicht dafür aufkommt. Oder jene Hawaiianerin, die um das Geld just einen Haufen Kleidung kaufte, die nicht in den USA produziert wurde, sondern etwa in Bangladesh, Vietnam oder Südafrika.
Unzählige investierten auch partout in einen Urlaub im Ausland und ließen ihr Geld trotz schlechter Wechselkurse in Italien, Spanien oder Frankreich. Ein Werbefachmann aus dem Bundesstaat New Mexico spendete gar das gesamte Geld der amerikanischen demokratischen Partei: "Wenn wir eine verantwortungsvolle Regierung hätten, bräuchten wir dieses künstliche Konjunkturpaket nicht", schreibt er.
Einige spendeten an Katastrophengebiete wie Burma, Tierschutzorganisationen oder setzten das Geld für Hilfsbedürftige in ihrer näheren Umgebung ein.
"Als mein Vater krank wurde, haben sie ihm das Haus weggenommen. Sein Auto. Seinen Stolz. Alles", schreibt die 22-jährige Sarah. Mit dem Konjunkturscheck bezahlt sie nun, "all das, wofür die Regierung längst hätte sorgen müssen": Einige Monate Krankenversicherung und die Möglichkeit, es ihrem Vater halbwegs angenehm in ihrem Haus zu machen, dessen Wände Löcher haben.
Tiergeschichten
Berührend sind auch die Geschichten der Tierbesitzer. Ein neuer Welpe, Impfungen für die geliebten Vierbeiner, Hundefutter, Notoperationen, Tierarztrechnungen. In einem Fall war der Konjunkturscheck sogar lebensrettend: Um 490 Dollar konnte eine kalifornische Familie Schmerzmittel und Impfungen für ihren Hund bezahlen und so den unvermeidlichen letzten Weg zum Tierarzt noch einmal aufschieben.
Erschreckend viele Menschen, die sich auf www.HowISpentMyStimulus.com beteiligen, scheinen das Geld wirklich dringend zu brauchen. Etwa um Hypotheken, Schulden und längst überfällige Rechnungen zu bezahlen. Oder für ein Dach über dem Kopf, das sie sich nicht leisten hätten können, obwohl das alte schon kaputt war.
Kommenden August soll schließlich auch ein Buch mit den Beiträgen erscheinen, so Rudy Adler, ein Betreiber der Website.
www.HowISpentMyStimulus.com