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Ein wenig erinnert das Video ja an Antik-Blockbuster wie "Troja", "300" oder "Alexander". Zu sehen sind zwei nur mit kurzer Hose bekleidete Muskelpakete, wie sie von einem Berg aus durch Blitze und Donner zunächst fokussiert in die Ferne starren, um dann durch eine Mauer zu brechen und sich im direkten Duell zu stellen. Dabei stellt die Stimme aus dem Off einen der Helden als "Sohn einer Legende" vor, spricht von einem harten Ringen und davon, dass "die ganze Welt" auf die beiden blicken wird.
Was auf den ersten Blick nach einer Nachstellung einer Szene aus dem griechischen Mythos aussieht, erschließt sich erst auf den zweiten Blick als Werbevideo für den am 6. Mai 2017 in Las Vegas stattfindenden Boxkampf zwischen Mexikos Top-Athleten Saul "Canelo" Alvarez und Julio Cesar Chavez. Die Botschaft der Macher ist klar: Kein Wetter und keine Mauer können Mexikos Box-Helden auf ihrem Weg nach Norden - Las Vegas - aufhalten, schon gar nicht die von Präsident Donald Trump geplante Mauer an der US-mexikanischen Grenze.
So gut der Streifen auch gemacht ist und gewiss Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird, so ist doch sein Nutzen mehr als fraglich - wenn nicht gar kontraproduktiv. Nicht, dass es Sportlern verboten wäre, sich zu politischen Themen zu äußern. Ob sich allerdings ausgerechnet Boxer dafür eignen, um einen diplomatischen Rüpel wie Trump zur Räson zu bringen, darf bezweifelt werden. Vielmehr könnte man argwöhnen, dass dem Bild, das der Milliardär von "den Mexikanern" zeichnet (Drogendealer und Vergewaltiger), das des Schlägers hinzugefügt wird. Denn was die Deutungshoheit betrifft, sitzt Trump am längeren Hebel. Aber das ist im Mythos auch nicht anders. Wenn auch der Präsident dort anders genannt wird: Göttervater Zeus.