Zum Hauptinhalt springen

Ein Butt kommt selten allein

Von David Axmann

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Es ist 127 mm breit, 210 mm hoch, 54 mm dick, es wiegt 750 Gramm, enthält 700 Seiten und befindet sich seit 1977 in meinem Besitz: ein Exemplar des Günter-Grass-Romans "Der Butt". Zwei- oder dreimal habe ich begonnen, mich mit diesem Werk vertraut zu machen, bin aber über ein paar Dutzend Seiten nicht hinausgekommen. Kurzum, ich kann mit dem "Butt" nichts anfangen.

Sehr wohl konnten das hingegen die Veranstalter des Deutschen Buchpreises 2003. Bei der von 3sat übertragenen Fernsehgala in Leipzig wurde der vom Nobelpreisträger Günter Grass geschaffene "Bücher-Butt" verliehen, und zwar gleich neunmal. Außer Konkurrenz erhielten Peter Härtling und Henning Mankell so einen Ehrenpreis, die übrigen sieben wurden durch eine Jury bestimmt. Offenbar orientierten sich die Jurymitglieder bei ihrer Urteilsfindung leider weniger an der literarischen Qualität als am Verkaufserfolg eines Buches. Deshalb konnten zum Beispiel Vitali und Wladimir Klitschko, zwei Faustkämpfer, die zwischendurch zur Feder gegriffen hatten, sogar den Dalai-Lama nach Punkten schlagen.

Der "Bücher-Butt" ist übrigens eine 35 cm hohe und 6 Kilogramm schwere Bronzeskulptur, darstellend einen aufwärts gereckten Arm, in dessen Fingerkrone ein grünlicher Plattfisch ruht. In künstlerischer Hinsicht dem Roman gewiss vergleichbar.