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Ein Chefpilot steuert AUA ab April

Von Karl Leban

Wirtschaft
Thierry Antinori (Mitte) übernimmt im April das Steuer im AUA-Chefcockpit. Ihm zur Seite stehen die bisherigen Vorstände Andreas Bierwirth (l.) und Peter Malanik.Foto: AUA

Lufthansa drückt bei Sanierung der Airline aufs Tempo. | Bierwirth und Malanik bleiben weiter an Bord. | Wien. Der Lufthansa geht die Sanierung der AUA offenbar nicht schnell genug. Europas größte Airline entsendet deshalb gut ein Jahr nach der Übernahme einen Top-Manager aus ihren Reihen nach Wien. Sein Name: Thierry Antinori. Er soll für höheres Tempo bei der Sanierung sorgen, künftig hat somit ein "Lufthanseat" im Vorstand der Austrian Airlines das Kommando.


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Der AUA-Aufsichtsrat hat Antinori am Mittwoch zum Vorstandschef bestellt. Sein neues Amt wird der 49-Jährige, bisher Marketing-Vorstand des Lufthansa-Passagiergeschäfts, aber erst am 1. April 2011 antreten.

Das operative Führungsteam der AUA wird damit um eine Person aufgestockt. Denn die bisherige Doppelspitze, bestehend aus Peter Malanik und Andreas Bierwirth, bleibt weiter an Bord. Sie hätten einen sehr guten Job bei der Sanierung gemacht, heißt es bei der Lufthansa. Malanik und Bierwirth, deren Verträge noch bis 2012 laufen, waren bis dato gleichberechtigte Vorstände. Mit Antinori ist ihnen in Zukunft ein direkter Chef vorgesetzt. "In wichtigen Fragen sind Pattstellungen damit nicht mehr möglich", erklärt ein Insider im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Zweite Sanierungsphase

Knapp zwei Jahre nach der Ablöse von Alfred Ötsch bekommt die AUA wieder einen Vorstandsvorsitzenden. "Für die zweite Phase der Sanierung wollen wir das Vorstandsteam verstärken", sagt AUA-Präsident Stefan Lauer zu den Gründen.

Die rot-weiß-rote Fluglinie hat mittlerweile zwar massiv ihre Kosten gedrosselt (vor allem durch den Abbau von rund 2000 Jobs), und sie meldet auch trotz stark verkleinerter Flotte wieder kräftige Zuwächse bei den Passagieren. Trotzdem hinken die Erträge bei der AUA nach und fallen im operativen Geschäft nach wie vor Verluste an. Für das laufende Jahr wird zwar ein deutlich kleineres Minus erwartet, dennoch dürfte es laut Analysten-Prognosen unter dem Strich mehr als 50 Millionen Euro betragen.

Die Bestellung Antinoris zum Vorstandschef hat für Airline-Experten zwei Gründe. Zum einen heißt es, die AUA habe zuletzt "keinen echten Finanzmann" gehabt. "Diese Lücke will die Lufthansa nun füllen, was notwendig ist, weil die AUA noch immer defizitär ist und auch ein großes Beschaffungsprogramm - etwa in Sachen neuer Flugzeuge - ansteht. Da braucht es viel Feinarbeit", betont ein Luftfahrt-Experte.

"Noch viel zu holen"

Der zweite Grund, den man in der Branche ins Treffen führt: "Die AUA hat noch zu viel Selbständigkeit." Vor allem beim Vertrieb und den Finanzen sei sie noch nicht voll in die Lufthansa-Systeme eingegliedert. Gerade da sei für die AUA "noch viel zu holen", heißt es gegenüber der "Wiener Zeitung". Zumal nach wie vor Doppelgleisigkeiten bestünden. So wird beispielsweise darauf verwiesen, dass die Airline im Ausland nach wie vor an etlichen Standorten eigene Verkaufsbüros und Check-in-Schalter betreibt - parallel zur Lufthansa.

Thierry Antinori

In Metz (Frankreich) als Sohn eines Tischlers mit italienischen Wurzeln am 26. Juli 1961 geboren, startete Thierry Antinori seine Karriere als Airline-Manager 1986 bei Air France. 1990 wechselte er für die französische Airline nach München und wurde 1994 schließlich Chef der Air France für Gesamtdeutschland. Seit 1997 ist Antinori, der perfektes Deutsch spricht, bei der Lufthansa. 2000 wurde er Vertriebschef der Lufthansa, dabei erweiterte er unter anderem das Angebot in Wachstumsmärkten wie China und forcierte den Ausbau des E-Commerce.

In Österreich ist Antinori, der in der Branche als Finanzmann und Sanierer gilt, kein Unbekannter. In den 1990er Jahren saß er für die Lufthansa im Aufsichtsrat der Lauda Air, die damals noch Niki Lauda gehörte (die Lufthansa hielt 25 Prozent).