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Ein Coach für alle Fälle

Von Claudia Peintner

Wirtschaft
Gutes Training ist der halbe Weg - dennoch ist Coaching keine Wunderwaffe für Karrieresprünge. Foto: corbis

Stolpersteine bei der Suche nach dem passenden Coach. | Ein guter Berater hält den Spiegel vor, gibt aber keine Tipps. | Sympathie soll keine Rolle spielen. | Wien. In der heimischen Coaching-Szene wimmelt es von Trittbrettfahrern, wie die Praxis zeigt: So kann es schon vorkommen, dass für ein Führungskräfte-Coaching ein Honorar von 1000 und 5000 Euro pro Stunde verrechnet wird - obwohl bei den Beratern keine Coaching-Ausbildung im Lebenslauf steht. Ein Gewerbeschein als Unternehmensberater reicht für die Tätigkeit als Coach aus.


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Unter den ausgebildeten Coachs sorgt dieser Umstand naturgemäß für Unmut. Die Auswahl des richtigen Coachs dürfe nicht dem Zufall überlassen werden. Um fragwürdigen Trainern aus dem Weg zu gehen, sollten sich Kunden als erstes über dessen Ausbildung informieren, rät Elisabeth Jelinek, Leiterin der Jelinek-Akademie. Das Mindestmaß: Ein Trainer benötige zumindest eine einjährige Coaching-Ausbildung und selbst konsumierte Einzeleinheiten im Ausmaß von 20 Stunden.

Von Vorteil sei auch eine gewisse Persönlichkeitsreife und berufliche Vorerfahrung. "Ein 30-Jähriger wird sich schwerer tun, einen Vorstandsdirektor zu coachen", gibt Jelinek zu bedenken.

Fachwissen über das Berufsfeld des Kunden sei hingegen oft kontraproduktiv. Wer zu viel vom Fach wisse, neige dazu, beratend einzugreifen, sagt Britt A. Wrede, Coach und Autorin des Buches "So finden Sie den richtigen Coach".

Ziele abstecken - aber kostenlos

Das Coaching beginnt normalerweise mit einem kostenlosen Vorgespräch - persönlich oder telefonisch. "Ein guter Berater lotet darin aus, wo beim Kunden ein Durchbruch notwendig ist", so Wrede. In der Folge werden Ziele und Rahmenbedingungen abgesteckt.

Häufige Anliegen in Unternehmen sind Veränderungsprozesse, Sorgen mit Mitarbeitern, Unterstützung für die mittlere Führungsebene, Teamverbesserungen oder Burnout. Im privaten Karriere-Coaching geht es oft um die Verbesserung des eigenen Auftretens oder der Interaktionsfähigkeiten.

Die Kosten für eine Coachingeinheit belaufen sich zwischen 100 und 500 Euro. In Bezug auf die erforderliche Stundenzahl wollen sich die Berater im Vorfeld nicht festlegen. Dies sei unseriös, denn man könne nicht vorher sagen, wie sich Personen im Laufe der Zeit entwickeln, sagt Jelinek.

Ob der Coach einem auf Anhieb sympathisch ist oder nicht, spiele beim Erstkontakt keine Rolle. "Die Gesprächssituation muss sich nicht gut anfühlen. Wichtig ist, dass man die Denkanregungen des Gegenübers aufnehmen mag und kann", erklärt Wrede.

Wie weit ein Coach im Gespräch das Privatleben anschneidet, ist von Berater zu Berater unterschiedlich: Wrede ist der Ansicht, Privates und Berufliches lasse sich nicht trennen: "Wenn jemand Schwächen in der Kommunikation hat, kann man oft nicht die familiäre Situation außer Acht lassen." Wichtig dabei ist jedoch: Der Coach selbst spricht das Privatleben nicht aktiv an. Seine Aufgabe besteht vor allem im Zuhören und Lenken: "Der Kunde führt den Coach durch den Dialog - der Coach achtet darauf, wo der Kunde eine Denkanregung braucht", erklärt Wrede.

Eine klare Trennung zwischen Privatem und Beruflichem macht hingegen Elisabeth Jelinek, speziell wenn der Auftrag von einer Firma kommt: "Beim Coaching in einem Unternehmen gehe ich nicht ins Private hinein, sondern bleibe im betrieblichen Kontext", so Jelinek. Kindheitsmuster zu entschlüsseln oder psychische Probleme zu behandeln fielen nicht in das Aufgabenfeld des Coachs hinein.

Gut Zuhören - keine belehrenden Worte

Tabu ist bei der Beratung in einem Betrieb, Rückmeldung an die Personalabteilung oder an den Vorgesetzten zu geben. Diskretion wahren ist oberstes Gebot, sind sich Experten einig. Weitere "No-Gos" sind für Wrede, an den Arbeitsplatz des Klienten zu gehen oder vor dem Kunden von anderen Kunden zu berichten.

Fest steht auch: Coaching ist keine Wunderwaffe für Karriere, Veränderungsprozesse & Co. Ein guter Coach muss die Wahrscheinlichkeit einer Erreichung der Ziele realistisch einschätzen können. Die Zusage, alle Anliegen lösen zu können, ist unseriös.

www.coachingdachverband.at