Ministerin Rauskala: Österreichs Forschung muss sich international stärker positionieren, um wahrgenommen zu werden.
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Die österreichische Forschungslandschaft muss sich international stärker positionieren. Der beste Weg zu einem klaren Profil wäre eine Dachmarke, die Grundlagenforschung, Universitäten, Technologien und Innovation "Made in Austria" vermittelt und verkauft, sowie in anderen Ländern tätige, heimische Forschende vernetzt. Diese Forderung stellte Bildungs- und Wissenschafsministerin Iris Rauskala am Rande des Austrian Research and Innovation Talk (Arit) am Wochenende in New York. Rauskala reagierte damit auf den Ausstieg des Infrastrukturministeriums aus den bestehenden Offices of Science and Technology Austria (Osta), die Österreichs Wissenschaften in Washington seit 2001 und in Peking seit 2012 vertreten.
Eine Evaluierung, die im Oktober veröffentlicht wird, bescheinigt dem Osta Stärken und Schwächen. Zu den Schwächen zählt laut Wissenschaftsministerium eine zu wenig langfristige Strategie, zu den Stärken die Vernetzung von 3000 Forschenden. "Insgesamt ist die Analyse positiv. Mit dem Osta wurde etwas geschaffen, das andere Länder so nicht haben, nämlich ein Signal an Wissenschafter, dass wir Interesse an ihnen haben, sollten sie zurückzukommen wollen", betonte die Ministerin. "Wir sollten nicht auf die Idee kommen, das Osta groß zu verändern. Aber es gibt Nachbesserungsbedarf."
Neue Forschungsaußenpolitik
Exaktere Kenntnisse der Forschungsschwerpunkte und eine intensivere Nutzung der im Ausland entstandenen Ergebnisse sollte man sich laut Evaluierung etwa zum Ziel machen. "Auf dieser Basis müssen wir Österreich international so positionieren, dass es stärker wahrgenommen wird. Das ist eine Aufgabe für die nächste Bundesregierung", sagte Rauskala
Österreichs Forschungsstrategie von 2011 bis 2020 bezieht sich auf eine "abgestimmte Wissenschafts- und Forschungsaußenpolitik". Das Osta ist durch eine Rahmenvereinbarung zwischen den Ministerien für Wissenschaft, Infrastruktur, Wirtschaft und Äußeres geregelt. Bisher haben die Ressorts die Aufträge der beiden Büros gemeinsam ausgearbeitet. Nun zieht sich das Infrastrukturministerium (BmVit) zurück. Von seinem Jahresbudget von 690.000 Euro verliert das Osta auf einen Schlag ein Drittel. Mit seinem Anteil will das BmVit "Technologiebüros" betreiben.
"Die Gründungsaufgabe des Osta in Washington war, den Brain Drain umzudrehen, also heimische Forscher, die nach Nordamerika gegangen waren, zurückzuholen. Das hat nie funktioniert", begründet Gernot Grimm, Leiter der Innovationssektion im Infrastrukturministerium, die Entscheidung. Als die Zuständigkeiten für Grundlagen- und angewandte Forschung in zwei Ministerien aufgeteilt wurden, "wurde der Zweck in Wissenschafter-Netzwerk geändert", erklärt er. "Ein Netzwerk gehört aber nicht zum Kerngeschäft des BmVit. Uns geht es um Technologien und den Verkauf von Erkenntnissen aus der angewandten Forschung."
Bereits im Amt ist ein Technologie-Attache an der Botschaft in Indonesiens Hauptstadt Jakarta. Seit August gibt es auch ein Technologiebüro in Tel Aviv. Als Nächstes will das Infrastrukturministerium einen Technologie-Attache nach Peking entsenden. Im Zentrum seiner Aktivitäten stehen Technologiebereiche, in denen das BmVit angewandte Forschung fördert, wie Eisenbahnen, Energie, Straßen, Kraftwerke oder Spitalswesen. Da man es hier mit öffentlicher Auftragsvergabe zu tun habe, ergebe sich aus einem staatlichen Schirm für Firmen, Unis und Forschungseinrichtungen ein Marktvorteil. Mit dem Osta in Washington will das Ressort künftig nur punktuell zusammenarbeiten.
"Es ist klar, dass es unterschiedliche Interessen gibt. Aber wir wären gut beraten, eine Dachmarke zu schaffen, die nach außen für alle Bereiche steht, in denen Österreich stark ist", betonte Rauskala. "Die Schweizer schaffen es exzellent, ihre Interessen zu verknüpfen. Daran sollte man sich orientieren." Eine "Zerspragelung" sei "eher kontraproduktiv".
Das Osta Washington richtet den alljährlichen "Arit" aus, den die "Wiener Zeitung" auf Einladung des Wissenschaftsministeriums und des Forschungsrats besuchte. Sollte das Osta-Budget bis Ende des Jahres nicht verlängert werden, könnte der 16. Arit der Letzte gewesen sein.
Auch der Non Profit-Verein "Austrian Scientists and Scholars in North America" (Ascina) müsste dann die Ausrichtung bestehender Formate verändern. Etwa werden die Ascina-Awards im Rahmen der Konferenz vergeben. Das Osta ist wie eine Lifeline zurück nach Österreich", betont Ascina-Präsident Dietrich Haubenberger. Der Preis, der Samstagabend zwei Informatikern und einem Chemiker verliehen wurde, würdigt außerordentliche Arbeiten heimischer Forscher in den USA und Kanada. Das Wissenschaftsministerium dotiert den Junior Principal Investigator mit 10.000 Euro und den Young Scientist mit zwei Mal 7500 Euro. Die Auswahl erfolgt durch den Wissenschaftsfonds.
Drei Preisträger in den USA
Der in Dornbirn geborene Informatiker Manuel Egele (37), Assistenzprofessor für Computer Engineering an der Boston University, erhielt den "Junior Principal Investigator" für eine Arbeit über Computer-Sicherheit. Während herkömmliche Viren-Filter Software nach dem Aussehen beurteilen, prüft Egeles System die Mikroarchitektur. Sie bestimmt, wie Software sich verhält, noch bevor das Virus ausbricht. "Young Scientist" Johannes Reiter (33), geboren in St. Pölten, forscht an der Uni Stanford. Seine Erkenntnis, dass sich Krebs-Metastasen genetisch kaum vom Primärtumor unterscheiden, ist relevant für die Wahl der Therapie. Der im Burgenland geborene "Young Scientist", Hannes Mikula (36), kehrte nach einem Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School zu einer Professur an der TU Wien zurück. Er forscht an chemischen Reaktionen, mit denen Wirkstoffe gezielt, sicher und ohne Nebenwirkungen in Körper abgegeben werden, indem sie die zuständigen Moleküle im richtigen Moment spalten.