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Diesen 17. August 2006 wird die ÖVP wohl nicht so schnell vergessen. Die Wahl von Alexander Wrabetz zum neuen ORF-Chef darf getrost als schwerste personalpolitische Niederlage der Kanzlerpartei der vergangenen Jahre gewertet werden. Dass sie dies auch selbst so sieht, beweisen die ersten Reaktionen aus der ÖVP.
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Zugefügt wurde ihr diese Niederlage ausgerechnet vom eigenen Koalitionspartner. Was das für künftige Koalitionsvarianten bedeutet, steht natürlich in den Sternen. Es hat sicher aber gezeigt, dass die politischen Fronten im Land längst nicht so festgefahren sind, wie die Spitzenpolitiker die Bürger glauben machen wollen. Die unorthodoxe Regenbogenkoalition zeigt, dass, wenn es nur sein muss, jeder mit jedem kann - sogar Rot-Grün mit Orange-Blau. Die wechselseitigen Schauermärchen von angeblich fix paktierten Grusel-Koalitionen, wenn sie sich denn nur ausgehen, verlieren damit auf allen Seiten an Glaubwürdigkeit.
Diese Mutinjektion für die SPÖ wird dem Wahlkampf sicherlich für einige Tage neue Dynamik verleihen. Für mehr dürfte dem Thema ORF wohl die Tiefenwirkung fehlen.
Die Wahl Wrabetz ist für den ORF sicher eine Chance, aus seiner Identitätskrise herauszufinden. Reformen tun an allen Ecken und Enden not, nicht zuletzt, um das wirtschaftliche Überleben zu sichern. Bleibt nur zu hoffen, dass Wrabetz nicht schon zu vielen Schuldnern im Wort ist - breite Unterstützung heißt im ORF immer noch auch viele Postenzusagen.