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Es kann ja auch ein Zufall gewesen sein. Aber wer Sacha Baron Cohen kennt, der ist geneigt, nicht an solche Zufälle zu glauben. Am Mittwoch kürte das "Time Magazine" den "Demonstranten", vor allem mit Blick auf den arabischen Raum, zur Person des Jahres. Just an diesem Tag veröffentlichte der Mann, der "Borat" und "Brüno" war, den lang erwarteten ersten Trailer zu seinem neuen Film "The Dictator". Da spielt der britische Brachialkomiker wieder einen verhaltensauffälligen Mann mit schwerem Akzent. Diesmal ist es ein arabischer Diktator.
Mit dickem, schwarzem Vollbart und einer Fantasie-Uniform, die dem frühen Gaddafi zur Ehre gereicht, reitet er auf einem Kamel mitsamt (weiblichem) Militär-Escort in New York ein ("Ah, Amerrricah, the Birrrthplace of Aids!") und wird willkommen geheißen mit den Worten: "Ich empfehle Ihnen den Besuch des Empire State Buildings, bevor Sie oder einer Ihrer Cousins es plattmacht." Eine Szene zeigt außerdem, wie ein Diktator, der auf sich hält, einen 100-Meter-Lauf gewinnt: mit dem cleveren Einsatz einer Startschusspistole.
Sollte es also kein Zufall gewesen sein, dass der Trailer gerade an dem Tag herausgekommen ist, als die Revolution gegen echte Diktatoren zur prägendsten Entwicklung des Jahres gemacht wurde? Es wäre eine subtile Provokation von Sacha Baron Cohen gewesen. Aber wie man weiß: Subtil ist nicht sein Stil. Freilich hat ihm die Zeitgeschichte eine ganz neue Aktualität für seinen zotig-gesellschaftskritischen Spaßfilm verliehen. Jetzt muss er nur noch hoffen, dass ihn die Geschichte nicht noch vor Kinostart im Mai 2012 überholt.