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Ein Dilemma

Von Brigitte Pechar

Analysen

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Die Caritas und andere Sozialorganisationen wie das Hilfswerk oder die Volkshilfe stehen vor einem Dilemma: Einerseits speisen sie ihre Nächstenliebe hauptsächlich aus öffentlichen Geldquellen und sind daher zu einem äußerst sparsamen und restriktiven Finanzgebaren gezwungen. Andererseits verdienen ihre Mitarbeiterinnen - es sind nun einmal in einer großen Mehrheit Frauen, die Pflegetätigkeiten leisten - relativ wenig. "Soziale Arbeit ist in Österreich wenig wert", fasst das Stefan Kraker, Betriebsratsvorsitzender der Caritas Steiermark zusammen. Und es sind immerhin mehr als 100.000 Beschäftigte in diesen Gesundheits- und Sozialberufen - die Krankenhäuser noch nicht mitgezählt.

Oft ist es sogar so, dass diese sozialen Einrichtungen ihre eigene Klientel generieren: Die geringe Bezahlung führt dazu, dass Alleinerzieherinnen im Pflegeberuf für andere Dienstleistungen bei einer sozialen Einrichtung Hilfe suchen müssen. Diese Dienstleister sind zwischen der öffentlichen Hand und den Arbeitnehmern beziehungsweise den Klienten gefangen: Sie erhalten nicht mehr Mittel, müssen aber gleichzeitig die Qualität halten und für eine gute Ausstattung ihrer Institutionen sorgen. Wenn gar nichts mehr geht, wenden sich manche mit Einzelprojekten an "Licht ins Dunkel", um notwendige Anschaffungen abzudecken.

Der gesamte öffentliche Pflegeaufwand beträgt in Österreich rund 4 Milliarden Euro. Schon im Jahr 2020 soll der Pflegeaufwand laut Berechnungen des Instituts für höhere Studien zwischen 5,8 und 8,3 Milliarden Euro betragen.

Dennoch sind die pflegebedürftige Menschen nicht abgesichert. Im Krankheitsfall kann sich der Österreicher immerhin darauf verlassen, die notwendigen Behandlungen aus der Krankenversicherung finanziert zu bekommen. Bei der Pflege ist das anders. Dort gibt es zwar das Pflegegeld, das deckt aber nur selten die tatsächlichen Kosten ab - da kommen dann wieder die Länder ins Spiel. Und sehr häufig gehen auch noch an den Schnittstellen zwischen Gesundheits- und Pflegebereich Ressourcen verloren. Seit Jahren fordern Experten daher eine Zusammenführung dieser beiden Bereiche, um eben die Reibungsverluste gering zu halten. Alleine, die Politik lässt das nicht zu: Es ist ja nicht einmal möglich, die Gesundheitsfinanzierung zentral zu organisieren.

Da wie dort ist die Finanzierung zersplittert. Der Bund übernimmt das Pflegegeld, Länder und Gemeinden sind für Sachleistungen (Heime, mobile Dienste) zuständig. Eine Pflegeversicherung könnte ein Ausweg sein, doch wäre dies wiederum mit Mehrkosten für die Bürger verbunden.