Tirols Landeschef ist 65, sein Erzfeind wurde am Dienstag 68. Ein Zweikampf als Politikersatz. | Brillanter Schachzug oder Selbstmord mit Anlauf: In Tirol rätselt man noch immer über die Konsequenzen, die sich aus dem Antreten Fritz Dinkhausers mit einer eigenen Liste bei der Landtagswahl am 8. Juni ergeben. Macht die Spaltung des schwarzen Lagers den Weg frei für einen Machtwechsel im Heilgen Land oder wird damit nicht vielmehr die Vormachtstellung der Volkspartei - getreu dem Motto getrennt marschieren und vereint zuschlagen - noch weiter gestärkt? In Innsbruck sichert sich die ÖVP auf diese Weise seit Jahrzehnten eine strukturelle Mehrheit.
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Eines hat Dinkhauser mit seinem Antreten aber jedenfalls bereits erreicht: "Von Sachthemen ist in diesem Wahlkampf zumindest bisher keine Spur, alles wird vom Duell der beiden Antipoden Herwig van Staa und Dinkhauser überlagert", erläutert der Innsbrucker Politologe Ferdinand Karlhofer.
Nutzen tut dies bis dato einzig und allein dem Noch-Präsidenten der Tiroler AK, an dessen Einzug in den Landtag kein Zweifel besteht, bescheinigen ihm Umfragen doch 15 Prozent und mehr. Allerdings: Die Kampagne des eigenwilligen Politikers läuft alles andere als rund. Eigentlich sollte seit Mitte März eine Dinkhauser-Homepage online sein - allein im Netz findet sich davon auch Mitte April keine Spur.
Auch mit der Kandidatensuche dürfte sich Dinkhauser schwer tun. Gerüchte soll er sich von prominenten Namen vorwiegend Absagen holen. Die Geheimnistuerei kann aber natürlich auch Strategie sein, schürt sie doch die Neugier von Medien und Konkurrenz. Spätestens aber am 2. Mai, 17 Uhr, muss Dinkhauser seine Karten auf den Tisch legen, dann endet die Frist für die Listenerstellung.
Ganz so, als wäre die Dinkhauser-Kandidatur nicht auch für die SPÖ Ungemach genug, handelten sich auch Tirols SPÖ-Chef Hannes Gschwentner Listenprobleme der etwas anderen Art ein. Gschwentner muss sich am Samstag von einem außerordentlichen Parteitag als Spitzenkandidat bestätigen lassen. Euphorie dürfte jedoch keine aufkommen: Nachdem Tirols ÖGB-Boss Franz Reiter vom sicher 8. auf den unwählbaren 11. Listenplatz zurückgereiht wurde, verzichtete dieser überhaupt auf eine Kandidatur. Offizieller Grund für die Rückreihung war, dass ansonsten die Frauen-Quote von 40 Prozent nicht eingehalten werden könne.
Damit hat sich Gschwentner wie auch zuvor schon Bundeskanzler Alfred Gusenbauer die roten Gewerkschafter zum innerparteilichen Feind gemacht. Der SPÖ-Vorsitzende drängte Spitzengewerkschafter vor der Wahl 2006 im Gefolge des Bawag-Debakels zum Mandatsverzicht. Die Wunden, die damals geschlagen wurden, sind bis heute noch nicht verheilt.
Um nicht wieder eine Diskussion über mangelndes Wahlkampfengagement in einem aussichtslosen Regionalswahlkampf aufkommen zu lassen, hat Gusenbauer jedenfalls sein Kommen für den Parteitag zugesagt.
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