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Ein dynamischer neuer "Driver" bei NMP Alps

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Seit Anfang September 2001 ist der 35-jährige Heikki Tarvainen Geschäftsführer von Nokia Mobile Phones (NMP) Alps. In Österreich will der wettbewerbsorientierte Eishockey-Spieler die Handy-Nutzer von neuen "Messaging-Diensten" wie Grafiken, Fotos, Videos und Animationen überzeugen und die verbleibende Zeit zum Skilaufen nützen.


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Der Händedruck eines Eishockey-Spielers ist nicht von schlechten Eltern. Heikki Tarvainen praktiziert den finnischen Nationalsport zwar nur noch mit Freunden, einen Body-Check mit dem kräftig gebauten, sportlichen 35-jährigen möchte man dennoch nicht riskieren. Seit 1. September 2001 hat der junge Finne als Nachfolger von Mads Winblad, der nach Deutschland wechselte, als Geschäftsführer von Nokia Mobile Phones Alps in Wien seinen beruflichen Mittelpunkt. Von hier aus lenkt er die Nokia-Handy-Geschäfte in Österreich und der Schweiz. "Bei der Handy-Penetration sind Österreich und die Schweiz Finnland dicht auf den Fersen. Für mich ist es eine besondere Herausforderung, diese im europäischen Vergleich herausragenden Mobiltelefon-Märkte auf dem Weg in die 3. Generation zu begleiten", sagt er in flottem Deutsch, wenn auch noch mit starkem finnischen Akzent. Seine Deutsch-Sprachkenntnisse hat Tarvainen bei seinem vorletzten Job in Düsseldorf auf den letzten Stand gebracht. Von 1996 bis 1998 war er dort als Marketingchef von NMP Deutschland tätig.

Zielstrebigkeit und Effizienz kennzeichneten Tarvainen schon vor den ersten Karriereschritten. So nutzte er etwa das Studium an der Technischen Hochschule Tampere (Abschluss zum "Master of Science in Industrial Management") zu zwei lehrreichen Auslandsaufenthalten: Einer führte ihn für einige Monate nach Deutschland an die Rhein-Westfälischen Technische Hochschule, der andere an die Murray State University, Kentucky/USA, wo ihm der MBA-Abschluss gelang.

"Frühaufsteher"

Seit 1994 für verschiedene internationale Positionen bei Nokia tätig, avancierte er 1999 zum Director Business Development für NMP Asia Pacifc in Singapur. Was der größte Unterschied der Asiaten zu den Europäern sei? "Sie stehen 6 bis 7 Stunden früher auf", sagt Tarvainen scherzend. Und wieder ernst: Vom Fernen Osten habe er einiges mitgenommen, etwa Geschwindigkeit, dazu noch ein geschultes Auge für Trends und Mode.

Einen "Kulturschock" will Tarvainen bei seiner Ankunft in Wien trotzdem nicht erlitten haben. Wien sei zwar anders, die Mentalität habe aber viel Ähnlichkeit mit der deutschen, die er ja gut kenne. Außer vielleicht, dass hier alles südlicher wirke und ihm die Menschen besonders sympathisch seien, streut er seinem Umfeld Rosen.

In seinem neuen Job hat er sich einiges vorgenommen. Insgesamt natürlich einen Ausbau der Position als Marktführer am österreichischen Mobilfunk-Markt. Im speziellen will er aber die Österreicher noch mehr für das Versenden von Textnachrichten via Handy begeistern. "Messaging (das Versenden von SMS, Anm.) ist der Driver für den GSM-Markt", ist Tarvainen überzeugt. Einer aktuellen internationalen Studie zufolge (HPI Research Group) sprechen sich viele Nutzer für eine visuelle Erweiterung der Handy-Funktionen in Form von Fotos, Videos und Musikclips aus. Drei Viertel wünschen sich zweckmäßige Weiterentwicklungen wie die leichtere Eingabe von Textmitteilungen.

Nokia will dem entgegenkommen und stützt sich dabei vor allem auf den boomenden SMS-Markt. In Norwegen oder Italien etwa erziele SMS 4-stellige Wachstumsraten, rechnet Tarvainen vor und spricht damit auch das Potenzial in Österreich an.

SMS, Games und MP3

Fünf bis zehn Millionen SMS werden schon heute täglich in Österreich verschickt. Ein Drittel geht über das Internet, der Rest über das Mobiltelefon. Ende 2001 sollen weltweit bereits 200 Mrd. SMS verschickt worden sein, im Vorjahr waren es nur halb so viele.

Im absoluten Trend der Zeit sieht Tarvainen auch Games und das Herunterladen von Musikdateien. So wurde etwa die Schallmauer von weltweit 100 Millionen verkauften Gameboys bereits im Vorjahr durchbrochen. Und an den wichtigsten Internet-Tauschbörsen werden inzwischen weltweit monatlich rund 3 Mrd. Music Files getauscht, 30 Millionen davon von heimischen Usern (Quelle: IFPI Austria, Verband der österreichischen Musikwirtschaft).

Genau diese Bedürfnisse will Tarvainen in Österreich mit der neuen Entertainment-Kategorie für Mobiltelefone abdecken. Das neue Nokia 5510 sei mit einem Music Player, einem UKW-Radio, Spielen und erweiterten Möglichkeiten für den Versand von Mitteilungen ausgestattet und damit speziell für mobiles Entertainment zugeschnitten, zählt er auf. Als Termin für die Auslieferung gibt er das vierte Quartal 2001 an, als internationalen Richtpreis 399 Euro (5.490 Schilling).

Der Begriff Entertainment sei mit Musik verknüpft, meint Tarvainen, das Nokia 5510 daher mit einem integrierten Music Player für sichere AAC- (Advanced Audio Coding) und MP3- (MPEG-1 Audio Layer III) Musikdateien ausgestattet. Lieblingslieder können mit dem eingebauten digitalen Rekorder aufgenommen und bis zu zwei Stunden Musikgenuss auf der 64 MB-Speicherkarte gespeichert werden. Attraktiv für das junge Zielpublikum sei auch die Möglichkeit, gleichzeitig Music-Player oder UKW-Radio hören und das umfangreiche Spielangebot nutzen zu können.

Diese Optionen gebe es bei dem Modell ebenso wie die Möglichkeit des Versendens von langen Textnachrichten, dank einer automatischen Verknüpfung von SMS. Darüber hinaus sei ein multipler SMS-Chat sowie der Versand von Mitteilungen an mehrere Empfänger gleichzeitig möglich. Mit Hilfe der großen Tastatur können schnell und bequem E-Mails geschrieben und anschließend über WAP verschickt werden, so Tarvainen.

Das hohe Tempo in der Telekom-Branche ist Tarvainen gerade recht. "Move to the beat", zitiert er den Slogan von Nokia und lässt keinen Zweifel daran, dass er in Österreich den Takt angeben wird. Ein harter Job angesichts des scharfen Wettbewerbs in der Branche. So lange nur genügend Zeit fürs Schifahren bleibt . . .