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Zuletzt hatten Pop- und Klassikstars in seltener Einigkeit ihre Echo-Preise aus Protest zurückgegeben. Die Rücklaufquote ist dann offenbar doch zu hoch geworden: Der Vorstand des deutschen Bundesverbands Musikindustrie hat am Mittwoch bekanntgegeben, dass der Musikpreis Echo abgeschafft wird. Die Auszeichnung sei nach dem Eklat rund um die Rapper Kollegah und Farid Bang "zu stark beschädigt", um in dieser Form noch weiter verliehen zu werden. Ein "vollständiger Neuanfang" sei nötig.
Es war sicher ein vernünftiger Schritt, hier einen Schlussstrich zu ziehen und nicht zu versuchen, die Angelegenheit "auszusitzen". Und doch stehen die Verantwortlichen vor einer Mammutaufgabe, wenn sie das Preiswesen im Musikgeschäft reformieren wollen. Die Vergabe des Echos basierte auf den Verkaufszahlen der auszuzeichnenden Produktionen. Es gab zwar eine Jury, die mitentschied, aber das Auswahlverfahren erschien doch sehr komplex. Oder eben auch nicht: Am Ende siegten jene - ähnlich übrigens wie beim österreichischen Musikpreis Amadeus, der am Donnerstag verliehen wird -, die kommerziell am erfolgreichsten waren. Und nicht vielleicht die, die kreativ, innovativ oder aufrüttelnd waren. Das ist nicht nur langweilig, das ist auch ein Versäumnis.
In einer Zeit, in der der Musikkonsum vielfach von Algorithmen, die Playlisten erstellen, geprägt wird, wären Preise, die einen tatsächlichen Leuchtturmcharakter haben, durchaus wünschenswert.